Von Jochen Steffens
Die Märkte reagierten auf das Statement der der US-Notenbank im Anschluß an die Sitzung des Offenmarktausschusses positiv. Aber oft ist die erste Reaktion auf die Statements nicht nachhaltig, wie sich am Mittwoch zeigte. Die wichtigste Kernaussage der Fed war: Die Zinsen bleiben bis 2013 auf dem aktuell niedrigen Niveau bei 0 bis 0,25 Prozent. Eigentlich zeigt diese Aussage, wie hilflos die Fed mittlerweile geworden ist. Sie kann die Zinsen nicht mehr senken, nun versucht sie die Märkte damit zu beruhigen, daß sie eine lange Niedrigzinspolitik verspricht.
Aber was kommt dann? Beim nächsten Crash? Sagt die Fed dann, daß die Zinsen bis 2020 unverändert bleiben?
Und machen wir uns doch nichts vor. Sollte die Inflation in den USA anziehen, wird die Fed reagieren müssen, egal was sie am Dienstag behauptet hat. Sie kann es nicht riskieren, eine galoppierende Inflation zu initiieren.
Also, es war bei genauerem Hinsehen eine eher kraftlose Maßnahme. Mich erinnert das ein wenig an eine Schießerei, bei der einer der Beteiligten, nachdem er seine Waffe leergeschossen hat, eben diese wirft und dabei versucht, den Gegner am Kopf zu treffen.
Kommt QE3?
Zudem wird darüber diskutiert, ob die Fed weitere Staatsanleihen kaufen soll, sprich ob es ein QE3 geben soll (Quantitative Easing (QE) in der dritten Auflage). QE1 und QE2 haben schon kaum etwas gebracht. Das hat die Fed vor einigen Monaten selbst bestätigt. Was soll also QE3 bringen?
Aber gut, zumindest kann die Fed mit der Hoffnung auf ein QE3 spielen. Vielleicht stabilisiert das ja die Märkte. Aber ob QE3 dann tatsächlich kommt? Ich bin skeptisch. Auch die Analysten sind sich uneins. Wahrscheinlich wird QE3 nur dann kommen, wenn die Märkte weiter einbrechen, quasi als weitere Notfallmaßnahme.
Das Problem in diesem Jahr ist bisher, daß wir eigentlich etwas erleben, was es nicht geben sollte: Langanhaltende politische Börsen. Die Weisheit, politische Börsen hätten nur kurze Beine (würden also nicht so lange andauern), ist damit zumindest für den Moment widerlegt.
Hier verbirgt sich auch die eigentliche Crux an der Sache. Die Politik hängt der Börse hinterher. Nicht die Politik bestimmt, was passiert, sondern sie reagiert auf die Entwicklungen an den Märkten. Das darf eigentlich nicht sein, ist aber angesichts der Gefahren, die eine weitere Finanzkrise für die Weltwirtschaft und damit auch für uns hätte, verständlich.
Pleitegerücht läßt Märkte einbrechen
Und plötzlich sorgte das Gerücht, Société Générale sei pleite, für einen heftigen Einbruch an den Märkten. Von diesem Einbruch erholten sich die Märkte auch nicht, nachdem seitens Société Générale ein energisches Dementi veröffentlicht wurde. Wahrscheinlich fürchten die Märkte, daß doch etwas dran sei.
Wenn dieses Gerücht aber stimmen sollte, wird es dunkeldüster. Dann würde der Crash noch deutlich tiefer gehen. Zu viele Börsianer erinnern sich noch an die Folgen der Lehman Pleite.
Allerdings waren diese Gerüchte wohl im Zusammenhang mit dem Urlaubsabbruch von Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy entstanden. Sarkozy hatte seinen Urlaub unterbrochen, um im Élysée-Palast an einer Beratung "zur wirtschaftlichen und finanziellen Lage" teilzunehmen. Nach Angaben von Mitarbeitern ginge es hierbei jedoch lediglich um die Beurteilung der aktuellen Lage an den Märkten und das Budget für das kommende Jahr.
Hoffen wir also, dass es tatsächlich nur ein Gerücht war. Aber ein mulmiges Gefühl hinterläßt diese Nachricht schon... .
Jochen Steffens ist Chefredakteur des kostenlosen Newsletters "Steffens Daily". Weitere Informationen finden sie hier.