Von Bernd Niquet
Ich habe einen Fehler gemacht, ich weiß. Aus heutiger Sicht lag ich mit meiner letztjährigen Empfehlung, Griechenland-Anleihen zu kaufen, ziemlich daneben. Doch es ist noch nicht zu spät.
In der abgelaufenen Woche habe ich erneut Griechenland-Anleihen erstanden. Und zusätzlich auch noch eine Portugal-Anleihe. Ich denke, das ist ein verlockendes Angebot und das wird sich rechnen. Selbst wenn es einen Kapitalschnitt gibt. Und wenn nicht, ist es sogar die Super-Reichmachmaschine.
Langlaufende Griechenland-Anleihen kosten derzeit ein Drittel ihres Nominalwertes und besitzen einen Coupon von etwa 4,5 Prozent. Wer jetzt kauft, fährt in den nächsten Jahrzehnten jährliche Zinserträge von mehr als 13 Prozent ein, denn die Nominalzinsen beziehen sich auf einen Einsatz von 100; zahlt man jedoch nur ein Drittel davon, muss man auch die Zinsen auf die Einsatzsumme beziehen und mit drei multiplizieren.
Bliebe Griechenland nun der Kapitalschnitt erspart, erhält der Anleger neben der enorm hohen Zinszahlung auch noch eine Verdreifachung seines Kapitaleinsatzes. Kommt hingegen doch ein Kapitalschnitt von 20 Prozent, wie zuerst angedacht, macht das fast nichts aus. Läge der Schnitt hingegen bei 50 Prozent, wie von vielen Wirtschaftsfachleuten derzeit in Umlauf gebracht, reduziert sich der Kapitalgewinn auf 50 Prozent und die Rendite auf jährlich knapp 7 Prozent.
Auch damit wären Griechenland-Anleihen immer noch ein Top-Investment.
Und selbst wenn das Schlimmste des Schlimmen Wahrheit werden würde, nämlich ein Schnitt, wie ihn früher einmal Argentinien gemacht hat, und es gäbe für 100 Euro alte Anleihen nur noch neue im Werte von 30 Euro, was derzeit beinahe unmöglich zu denken ist, würde sich eine Griechenland-Anleihe immer noch wie ein normalen Investment mit einer Rendite von etwa 4 Prozent p.a. rechnen.
Nicht ganz so „gut“ sieht es bei den Anleihen Portugals aus. Hier ist zwar ein Schuldenschnitt kaum denkbar, doch käme er, wäre es tragisch, wenn man derzeit 85 Prozent des Nominalwertes für sein Investment bezahlt, dann aber nur 50 zurückbekommt. Es gibt jedoch eine sehr langlaufende Anleihe, die heute bereits in meinem Depot schlummert, die kostet nur 50. Ihre jährlichen Zinserträge betragen damit das Doppelte der Nominalverzinsung von 4,1 Prozent – und selbst bei einem Kapitalschnitt von der Hälfte bliebe diese Anleihe ein normales Investment.
Ich frage mich sowieso, warum man die Eurokrise nicht rein marktwirtschaftlich löst. Eine gute Zentralbankpolitik stabilisiert die Zinsen – und zwar in jedem einzelnen Land. Wenn jetzt die EZB alle Griechenlandanleihen zu 33 aus dem Markt nähme (und aufgrund der gestiegenen Nachfrage bis 50 bezahlen würde), dann könnte sie anschließend Griechenland seine eigenen Schulden zu 50 anbieten und den Gegenwert vorübergehend kreditieren. Damit hätte die EZB einen enormen Gewinn eingefahren und Griechenland wäre die Hälfte seiner Schulden los, ohne dass der Steuerzahler einen Euro dafür aufwenden musste.
Eigentlich viel zu einfach, um wahr zu sein, oder?
Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
… AUCH 2011 IMMER NOCH AKTUELL: DIE FINANZKRISE!
Bernd Niquet, "Wie ich die Finanzkrise erfolgreich verdrängte", Leipzig 2010, 465 Seiten, 16 Euro, ISBN 978-3-86901-830-0.
Jetzt hier bestellen.