Von Bernd Niquet
Liebe Leser, ich wünsche Ihnen schöne Weihnachtstage. Wenn Sie diese Kolumne lesen, ist die Rede des Bundespräsidenten wahrscheinlich schon gesendet worden. Ich denke, sie mir in diesem Jahr auf jeden Fall anzuschauen, obwohl ich ansonsten eigentlich schon immer sofort umgeschaltet habe, wenn dieser Herr Wulff kam. Doch das möchte ich nun wirklich nicht verpassen.
Ich würde mich nicht aufschwingen, diesem Mann Verfehlungen vorzuwerfen. Doch ich bin regelrecht beleidigt, dass er sein Volk und damit auch mich anscheinend für dumm hält. Und er spricht ja nur noch über Rechtsanwälte. Ob die wohl auch die Weihnachtsbotschaft verlesen?
Ich denke, wer nicht weiß, wer in Wirklichkeit hinter einem Kredit steckt, und wer nicht mitbekommt, dass jemand ihm eine Buchwerbung finanziert, kann keine herausragende Position in einem Land bekleiden. Leute, die nichts merken, können wir an dieser Stelle eigentlich nicht gebrauchen.
Wenn Wulff gesagt hätte: Ja, ich habe das Geld bekommen, aber das ist nicht ungesetzlich, und ich lasse mich nicht kaufen, hätte ich gesagt: Okay. Doch dem Volk solche Geschichten aufzutischen, ist erbärmlich.
Was mich allerdings noch mehr aufregt, ist, dass ich im Zuge der Involvierung des ehemaligen AWD-Eigners Carsten Maschmeyer erfahren habe, dass Maschmeyer und Walter Riester, der vermeintliche Erfinder der Riester-Rente, eng miteinander verbunden sind.
Renten-Riester und AWD-Maschmeyer sind ein Paar, das ist der Skandal. Denn die Riester-Rente ist ein Betrug, der nur den Versicherern nutzt. Jahrelang habe ich mich gewundert, wie eine Bundesregierung das machen kann. Und jetzt weiß ich es endlich! Und Gerhard Schröder, ein weiterer Maschmeyer-Intimus wird die Fäden gezogen haben.
Um das jetzt alles nicht noch einmal erarbeiten zu müssen, darf ich aus meinen Buch „Wie ich die Finanzkrise erfolgreich verdrängte“ zitieren (Seite 169-170): „Eine Bekannte bittet mich, mir doch einmal ihren Riester-Vertrag anzuschauen. Schon nach dem ersten Einblick bin ich vollkommen entsetzt, lasse mir daraufhin Alternativ-Angebote kommen und bin geneigt, das ganze Riester-Sparen als großen Betrug zu bezeichnen, als gigantisches Prämien-Generierungs-Programm für die Versicherungsbranche, von denen der Sparer jedoch nichts sieht. Hier hat eine dreißigjährige Frau bereits über zwei Jahre eingezahlt, jedoch noch fast nichts angespart, weil nahezu alles für die Versicherungsprovision draufgeht. Insgesamt werden ihr bei einer monatlichen Rate von 75 Euro durchschnittlich 86,21 Euro Kosten pro Jahr in Rechnung gestellt, was für die gesamte Laufzeit nicht weniger als 3.188 Euro ausmacht.
Ich habe einmal ausgerechnet, dass diese Frau, wenn sie 37 Jahre lang monatlich 75 Euro einzahlt und ab dem 67 Lebensjahr eine garantierte Rente von 154 Euro pro Monat erhält, das 85. Lebensjahr überschreiten müsste, um überhaupt mehr herauszubekommen als sie eingezahlt hat. Bei 85 Jahren liegt also erst der Break-Even. Wie kann man so etwas machen? Was soll dieses ganze unsinnige Versicherungsmodell, bei dem die Versicherung letztlich mehr Vertriebsprovisionen kassiert als der Staat überhaupt an Prämie für den Sparer ausschüttet?
Wir scheinen anscheinend nicht mehr ganz bei Verstand zu sein, so ein Modell zu inthronisieren. Nehmen wir hingegen ein ganz normales Ansparmodell, ohne Riester und ohne Prämien, aber auch ohne Versicherungsprovisionen, dann könnte die Frau bei einem monatlichen Ansparbetrag von 75 Euro bei einem durchschnittlichen Zinssatz von 3 Prozent pro Jahr im Alter von 75 Jahren über einen ansehnlichen Betrag von rund 75.000 Euro verfügen. Das scheint mir dem Riester-Modell weit überlegen.“
Ich hoffe sehr, Sie können jetzt Ihr Weihnachtsessen noch bei sich behalten. Doch im Neuen Jahr wird sicherlich alles besser. Auf jeden Fall wünsche ich Ihnen schon jetzt ein erfolgreiches solches.
Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
***********************UND VERGESSEN SIE NIE: DIE WIRKLICHE WAHRHEIT LIEGT IMMER JENSEITS DES GELDES !!!
BUCH-NEUERSCHEINUNG: Bernd Niquet, „Jenseits des Geldes“, Leipzig 2011, 506 Seiten, 18 Euro, ISBN 978-3-86268-408-3.
Jetzt hier bestellen.
Das Geld hat den Menschen aus langen historischen Abhängigkeiten befreit. Wer heute etwas haben möchte, bezahlt mit Geld und muss keine anderweitigen Gegenleistungen mehr anbieten. Die meisten Bereiche unseres Lebens liegen allerdings jenseits des Geldes. Wie steht es jedoch jenseits des Geldes mit der Freiheit? Bernd Niquet verfolgt den Lebensweg einer Gruppe von Menschen und stellt fest, dass selbst der Wegfall materieller Restriktionen uns nicht von unseren alten Fesseln befreit. Im Gegenteil, die Vergangenheit bestimmt weit stärker über uns als die gesamte Geldsphäre das je vermag.