Von Bernd Niquet
Ein Glück, dass unsere Verfassung keinen Volksentscheid kennt. Es ist traurig das zu sagen, doch es führt kein Weg daran vorbei. Ich möchte mir jedenfalls nicht vorstellen, was in den Medien los wäre, wenn es dazu käme, wichtige Entscheidungen direkt im Volk abstimmen zu lassen.
Dann würden diese Hyänen noch weiter aufgewertet werden.
Es ist ja schon heftig genug, was derzeit im Hinblick auf die anstehende Bundespräsidentenwahl zu lesen und zu hören ist. Wahrscheinlich ist das, was ich heute schreibe, bereits veraltet, denn ich habe seit Tagen die Augen und Ohren zugemacht.
Doch es geht ja um das Prinzip.
Und das Prinzip geht so: Die Presse kann jeden so vorführen, wie sie das mag.
Nehmen wir zum Beispiel, ich würde sagen: „Die Menschen sind schlecht, aber auch gut.“ Das ist zwar sicherlich richtig, doch damit wäre ich sofort unten durch. Denn ab sofort wird man nur noch den ersten Halbsatz zitieren: Der Niquet hat gesagt, die Menschen seien schlecht. Er ist ein Menschenfeind, ein Misanthrop. Nein, den wollen wir nicht.
Genauso ist es Joachim Gauck mit Sarrazin gegangen. Er hat sich gegen dessen Thesen und besonders den Biologismus verwahrt, jedoch gesagt, dass es mutig und richtig ist, seine Meinung auszusprechen. Doch schwupps hat man den ganzen ersten Teil unterschlagen und nur den zweiten gebracht.
Und in Hinsicht auf die Finanzmärkte: Muss derjenige, der die heutigen wirklich naiven antikapitalistischen Proteste als romantisch bezeichnet, tatsächlich auf Seiten der Finanzmarktmacht stehen? Das ist doch nur eine Unterstellung.
Und so geht es weiter und weiter, bis jeder alles gesagt und geschrieben hat. Eigentlich ist es toll, dass jeder heute alles sagen kann, doch es ist kaum mehr zu ertragen, das an jedem neuen Tag wieder um die Augen und Ohren geworfen zu bekommen.
In diesem Moment verstoße ich jetzt gegen meine eigene Auffassung und fange ebenfalls an, weinerlich herumzusülzen: Ach, diese Demokratie, es ist wirklich unerträglich, was man da über sich ergehen lassen muss. Aber wenigstens im Warmen. Vor dem Fernseher. Bei einem Schluck Champagner. Von Aldi. Oder Lidl? Auf jeden Fall für unter einen Zehner.
Mein Gefühl ist angekratzt, doch der Verstand darf sich davon nicht beeindrucken lassen.
Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
***********************UND VERGESSEN SIE NIE: DIE WIRKLICHE WAHRHEIT LIEGT IMMER JENSEITS DES GELDES !!!
BUCH-NEUERSCHEINUNG: Bernd Niquet, „Jenseits des Geldes“, Leipzig 2011, 506 Seiten, 18 Euro, ISBN 978-3-86268-408-3.
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Das Geld hat den Menschen aus langen historischen Abhängigkeiten befreit. Wer heute etwas haben möchte, bezahlt mit Geld und muss keine anderweitigen Gegenleistungen mehr anbieten. Die meisten Bereiche unseres Lebens liegen allerdings jenseits des Geldes. Wie steht es jedoch jenseits des Geldes mit der Freiheit? Bernd Niquet verfolgt den Lebensweg einer Gruppe von Menschen und stellt fest, dass selbst der Wegfall materieller Restriktionen uns nicht von unseren alten Fesseln befreit. Im Gegenteil, die Vergangenheit bestimmt weit stärker über uns als die gesamte Geldsphäre das je vermag.