Von Bernd Niquet
Ich mag ja keine Verschwörungstheorien, obwohl ich in einer der nächsten Kolumnen einmal über die vielen Verschwörungstheorien hinsichtlich der gegenwärtigen Euro-Kalamitäten schreiben werde.
Ich denke, man braucht auch keine Verschwörungstheorien, um sich das, was sich gegenwärtig in Europa abspielt, zu erklären. Wenn ich mir diese ganzen Leute anschaue, gerade die Linken, also die von SPD und den Grünen, aber auch diejenigen aus den anderen europäischen Ländern, habe ich stets ein Bild aus der Schule vor mir.
Ich werde jetzt einmal ganz intuitiv und emotional bleiben. Wir befinden uns in einer Schulklasse in einer antiautoritär geführten Schule. Wir sind ein Teil dieser Schulklasse, und es geht darum, in einer offenen Diskussion festzulegen, wie die nächste Zeit aussehen soll.
Diese Diskussion nennt man in der Schule „lebendige Demokratie“. Die Mehrheit soll entscheiden, wo es langgeht. Aber jeder hat seine Stimme.
Ein paar Jungen mit adrett gebügelten Hemden preschen hervor und reden etwas von dem Lehrplan, dass wir weiterkommen müssten, weil wir ja später auf eine andere Schule oder auf die Universität wechseln wollten, und dass es dann schlecht wäre, wenn wir nichts wissen würden.
Der überwiegenden Mehrheit der Mitschüler liegt die weiterführende Schule oder die Universität allerdings sehr fern. Folglich spotten sie über die Adrett-Hemden, rufen „Junge Union“ oder „Streber“. Sie finden, es sei doch eigentlich viel besser so, wie es jetzt ist. Warum sollten wir uns unnötig anstrengen?
Und wir? Ach, es läuft doch wunderbar. Und später ist später. Wir werden uns schon irgendwie durchwursteln. Wie die Politik: Nur sparen geht doch nicht. Man muss zusätzlich die Wirtschaft auch noch ankurbeln. Wie das allerdings gehen soll, das sagt niemand.
Natürlich geht es nicht, nur zu sparen. Viele Länder Südeuropas verzeichnen derzeit schrumpfende Volkswirtschaften. Das ist ein Problem und durchaus gefährlich. Doch anderswo wächst die Wirtschaft. Es wird also keine weltweite und auch keine europaweite Deflation geben.
Doch wenn wir jetzt nicht sparen, wann dann? Die meisten Politiker wollen das natürlich nicht. Denn wer spart, wird nicht gewählt, jedenfalls nicht vom breiten Volk. Gewählt wird nur, wer Geld ausgibt.
Und wenn der Einzelne keinen Kredit bekommt, dann tun wir uns doch alle zusammen. Dann wird es schon gehen. Wir werden uns schon durchwursteln. Ja, es wird gehen, doch wie lange wird es gehen? Sicher nicht allzu lange.
Bestimmt allerdings länger als die vier oder fünf Jahre, für die die augenblicklich Herrschenden gewählt wurden. Und das scheint gegenwärtig nicht nur das Hauptargument zu sein, das scheint mittlerweile beinahe das einzige Argument zu sein.
Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
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BUCH-NEUERSCHEINUNG: Bernd Niquet, „Jenseits des Geldes“, Leipzig 2011, 506 Seiten, 18 Euro, ISBN 978-3-86268-408-3.
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Das Geld hat den Menschen aus langen historischen Abhängigkeiten befreit. Wer heute etwas haben möchte, bezahlt mit Geld und muss keine anderweitigen Gegenleistungen mehr anbieten. Die meisten Bereiche unseres Lebens liegen allerdings jenseits des Geldes. Wie steht es jedoch jenseits des Geldes mit der Freiheit? Bernd Niquet verfolgt den Lebensweg einer Gruppe von Menschen und stellt fest, dass selbst der Wegfall materieller Restriktionen uns nicht von unseren alten Fesseln befreit. Im Gegenteil, die Vergangenheit bestimmt weit stärker über uns als die gesamte Geldsphäre das je vermag.