Von Bernd Niquet
Wer schon lange dabei ist, mag sich über manche Nachrichten wundern. Zum Beispiel: Spanien muss jetzt mehr als 6 % Zinsen zahlen für seine Anleihen – und das würde der Staat finanziell nicht verkraften. Wie bitte, 6 %? Früher waren doch oft 8 % oder noch höhere Zinsen die Regel. Und da hat kein Staat gejammert.
Es hat sich also einiges geändert in den vergangenen Jahrzehnten. Und ich denke, das hat nicht unbedingt mit dem Euro zu tun.
Alle Staaten sind heute extrem hoch verschuldet, so hoch, wie man es früher nie für möglich gehalten hätte. Ich verweise in diesem Zusammenhang nur auf das schöne Buch von Paul C. Martin „Wann kommt der Staatsbankrott“ aus dem Jahr 1983. Das besaß damals einige Plausibilität. Da dachten viele, das Ende sei gekommen.
Heute sind seitdem fast dreißig Jahre vergangen und unsere Staaten funktionieren immer noch. Allerdings sind die Schulden am Limit. Und gibt es da einen sinnvolleren Weg als das, was Frau Merkel jetzt den Europäern aufgestülpt hat?
Natürlich erleben wir jetzt Stabilisierungskrisen und eine schrumpfende Wirtschaft. Ist Frau Merkel daher ein neuer Brüning? Ich sehe die Gefahr, doch ich glaube das eigentlich nicht. Es sind nur die ohnehin schwachen Länder der Peripherie, die gegenwärtig wanken. Das Zentrum steht. Und andere Zentren der Weltwirtschaft wachsen weiter und helfen damit den Schwachen.
Haben wir es also mit einer europäischen Krise zu tun, mit europäischen Verwerfungen? Auf den ersten Blick könnte es so aussehen. Doch bei näherer Betrachtung sind die USA und Japan weit höher verschuldet. Und China mit seiner demografischen Katastrophe ist nichts als eine Zeitbombe. Hier wird nur weiter Gas gegeben, obwohl der Motor schon brennt. Ist da ein Boxenstop nicht die vernünftigere Alternative?
Es gibt ja derzeit überall viele Verschwörungstheorien, wie beispielsweise, dass die gegenwärtige Krise in Europa bewusst herbeigeführt worden ist, um über „Notstandsgesetze“ die Vereinigten Staaten von Europa herbei zu führen?
Ich denke, keiner der verantwortlichen Politiker wird absichtlich eine Krise herbeiführen, die er dann selbst zu bekämpfen hat und die ihn durchaus auch wegfegen könnte. Doch wenn das Resultat dieser Krise die Vereinigten Staaten von Europa wären, dann würde ich sie gerne weiter erleben.
Dann hätte ich auch gerne meine Verluste bei den Griechenlandanleihen für diesen großen und guten Zweck gespendet.
Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
***********************UND VERGESSEN SIE NIE: DIE WIRKLICHE WAHRHEIT LIEGT IMMER JENSEITS DES GELDES !!!
BUCH-NEUERSCHEINUNG: Bernd Niquet, „Jenseits des Geldes“, Leipzig 2011, 506 Seiten, 18 Euro, ISBN 978-3-86268-408-3.
Jetzt hier bestellen.
Das Geld hat den Menschen aus langen historischen Abhängigkeiten befreit. Wer heute etwas haben möchte, bezahlt mit Geld und muss keine anderweitigen Gegenleistungen mehr anbieten. Die meisten Bereiche unseres Lebens liegen allerdings jenseits des Geldes. Wie steht es jedoch jenseits des Geldes mit der Freiheit? Bernd Niquet verfolgt den Lebensweg einer Gruppe von Menschen und stellt fest, dass selbst der Wegfall materieller Restriktionen uns nicht von unseren alten Fesseln befreit. Im Gegenteil, die Vergangenheit bestimmt weit stärker über uns als die gesamte Geldsphäre das je vermag.