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Vermeintlich so schlüssige Erklärungen

Freitag, 12. Dezember 2014 um 22:39

Von Bernd Niquet

Derzeit breitet sich die in Dresden gestartete PEGIDA-Bewegung bundesweit aus, in der viele nach ihrem Selbstverständnis patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes protestieren. In den Medien wird uns das immer in den gleichen Stereotypen erklärt, dass wir es hier mit Leuten zu tun haben, die sich zurückgesetzt fühlen und vor der Globalisierung Angst haben.

Das klingt natürlich auf den ersten Blick durchaus plausibel. Doch trifft es auch die Wahrheit?

Ich frage mich dabei stets: Woher will man das eigentlich wissen? Hat man hierzu eine wissenschaftlich fundierte, empirische Studie durchgeführt? Und wenn ja, wie will man dann dabei zu so einem Ergebnis gekommen sein? Denn es hat sicherlich bei einer Befragung kaum jemand Angst oder Zurücksetzung als Motiv angegeben.

Es scheint also eher so zu sein, dass den Demonstranten diese Deutungen nur untergeschoben werden, vielleicht weil diejenigen, die sich in unserem Land für die Deutungshoheit zuständig fühlen, selbst Angst haben. Allerdings vor etwas ganz anderem, nämlich dem, dass die Bürger jetzt das aussprechen, was sie vorher lange unter der Oberfläche gehalten haben.

Überhaupt scheint sich mir dieses Muster der vermeintlich so schlüssigen Erklärungen durchgängig durch unsere Veröffentlichungen hindurchzuziehen. Andauernd werden anderen Menschen Motive unterstellt, die keinesfalls zutreffen müssen und manchmal das auch gar nicht können.

Klar geworden ist mir das an einem Beispiel, das schon einige Zeit zurückliegt, und an dem ich das hier einmal exemplarisch vorführen möchte:

Von Adolf Hitler wird behauptet, er habe sich deswegen in Größenwahn geflüchtet, um dadurch seine eigenen Versagensängste zu kompensieren. Auch das klingt auf den ersten Blick durchaus erst einmal sehr plausibel. Doch auch hier sollten wir überlegen: Woher will man das eigentlich wissen? Wie ist man zu dieser Erkenntnis gekommen?

Durch naturwissenschaftliche Maßnahmen kann man so etwas nämlich nicht erreichen. Es muss also durch ein intersubjektives Verstehen geschehen. Dabei entstehen allerdings kaum zu überwindende Probleme: Denn wie kann man sich in den Größenwahn als Resultat eines Minderwertigkeitskomplexes hineinversetzen, wenn man nicht selbst größenwahnsinnig aufgrund eines Minderwertigkeitskomplexes ist? Das ist unmöglich, denn Gleiches kann immer nur durch Gleiches erkannt werden.

Es bleiben daher nur zwei Möglichkeiten, Größenwahn als Resultat eines Minderwertigkeitskomplexes zu diagnostizieren, allerdings mit jeweils heftigen Konsequenzen: Einmal kann dies durch einen Menschen geschehen, der nicht größenwahnsinnig aufgrund eines Minderwertigkeitskomplexes ist, doch dann ist das Resultat nicht zwingend und letztlich willkürlich.

Exakt und präzise lässt sich also der Größenwahn als Resultat eines Minderwertigkeitskomplexes nur von demjenigen diagnostizieren, der selbst unter Größenwahn als Resultat eines Minderwertigkeitskomplexes leidet. Hier stellt sich dann allerdings die berechtigte Frage, ob man so einem Menschen das dann auch glauben würde.

Und das sollten wir jetzt schleunigst einmal auf die PEGIDA-Bewegung übertragen.

Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.

****************** ACHTUNG! Neues Buch: **********************

Bernd Niquet, „Die bewusst herbeigeführte Naivität“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2014, 265 Seiten, 14 Euro, ISBN 978-3-95744-306-9.

Am besten portofrei direkt beim Verlag bestellen: www.engelsdorfer-verlag.de/db/autorwerke.php

Der obige Text spiegelt die Meinung der jeweiligen Autoren wider. Instock übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche rechtliche oder sonstige Ansprüche aus.

 

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