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Die große Röhre mitten durch unser Leben

Freitag, 19. Juni 2015 um 23:10

Von Bernd Niquet

Bei meiner Radtour am vergangenen Wochenende bin ich größtenteils Feldwege gefahren. In diesen Stunden über Dutzende von Kilometern habe ich nicht einen einzigen Menschen getroffen, obwohl ich gar nicht weit von Berlin entfernt war.

Als ich dann jedoch aus der Einsamkeit kam und die große Straße passieren musste, war das wie ein Schlag, ein richtiger Kulturschock. Plötzlich überall lauter Menschen. Sie allesamt brausten mit Maximalgeschwindigkeit an mir vorbei, Autofahrer, Motorradfahrer und Rennradfahrer.

Niemand verweilte, niemand schaute rechts oder links, niemand roch und niemand atmete wirklich. Sie alle wollten nur maximale Geschwindigkeit.

Vorher hatte ich nur Insekten und Käfer gesehen und gehört, Raubvögel am Himmel auf der Suche nach Beute sowie in den Feldern Kraniche und den Fuchs auf Streifzug. Mein Blick war weit, eine stille Wirklichkeit umgab mich von allen Seiten und nahm mich auf.

Als ich dann jedoch die dahinbrausenden Menschen sah, kam mir das vor, als würden wir Menschen im Normalfall durch unsere Welt eine Art von Hochgeschwindigkeitsröhren ziehen, durch die wir ohne jede Wahrnehmung unserer Umwelt hindurchbrausen. Da gibt es kein Oben und Unten, kein Links und Rechts, da gibt es nur noch ein Vorne. Und ein Vorwärts.

Und das gilt nicht nur für das Fahren, sondern nahezu für alle Tätigkeiten, die wir ausüben.

Wir Menschen wissen zwar nicht, wo wir hinwollen, doch bevor wir uns versehen, sind wir bereits dort. Und dann? Was dann? Dann beginnt die Existenzkrise.

Und bringt es überhaupt etwas, so zu leben?

Am besten lässt sich diese Frage anhand der Menschen auf den Rennrädern beantworten, finde ich. Nirgendwo sonst erlebt man nämlich in der Freizeit eine derartige Uniformität. So, wie sich kaum jemand ohne Schlips ins Büro traut, haben sie allesamt Trikots wie Profiradfahrer an. Das heißt: Sie ziehen sich nicht so an, wie sie selbst es wollen, sondern sie folgen starren Vorgaben und Regeln.

Und wenn man in einer derartigen Weise domestiziert ist, interessiert man sich wahrscheinlich auch nicht mehr für das, was sich jenseits der großen Röhre befindet. Da will man einfach nur dahingleiten und von den anderen bewundernd angeschaut werden, weil man so toll aussieht. Das scheint der Grund zu sein; es besitzt also alles eine große Folgerichtigkeit.

Die Ambivalenz unserer Existenz liegt nun jedoch darin, dass das andererseits aber auch wirklich Spaß macht. Ich persönlich wähle dennoch lieber einen anderen Weg.

Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.

****************** ACHTUNG! Neues Buch: **********************

Bernd Niquet, „Die bewusst herbeigeführte Naivität“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2014, 265 Seiten, 14 Euro, ISBN 978-3-95744-306-9.

Am besten portofrei direkt beim Verlag bestellen: www.engelsdorfer-verlag.de/db/autorwerke.php

Der obige Text spiegelt die Meinung der jeweiligen Autoren wider. Instock übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche rechtliche oder sonstige Ansprüche aus.

 

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