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Die Herren dieser Welt

Donnerstag, 9. Dezember 2021 um 11:07

Von Bernd Niquet

Die Vorweihnachtszeit ist ja eine besinnliche Zeit. Und ich habe mir sagen lassen, das gelte sogar für Menschen, die mit Geld zu tun haben. Wie schön. Also los.

Doch wie bin ich dabei eigentlich auf Hildegard Knef gekommen? Ach so, ja, durch den großen Zapfenstreich für Angela Merkel, da hatte sie ja auch ein wundervolles Lied der Knef ausgesucht.

Und plötzlich dachte ich da, als Mensch ist die Merkel sicherlich toll. Sie hat zwar die zweitfatalsten politischen Entscheidungen aller Kanzler*innen der deutschen Geschichte getroffen, doch als Mensch ist sie bestimmt liebenswürdig und eine Wucht. Da fange ich jetzt sogar an, sie zu mögen.

Ich habe dann auch gleich alle meine Knef-Platten herausgeholt, denn so jemanden wie die Knef gibt es sicherlich nie wieder. Bei einem Lied stocke ich jedoch, das ist mir früher irgendwie durchgerutscht. Es heißt „Die Herren dieser Welt“.

Der Text ist auch so extrem in sich versteckt, dass ich ihn nicht verstehe. Ich versuche, im Internet eine Interpretation dieses Liedes zu finden oder wenigstens ein paar Gedanken dazu, doch das Internet ist schlichtweg dumm. Es kann zwar gut verkaufen und banale Dinge erklären, doch wenn es schwieriger wird, ist finito.

Ich kann mir jedoch rein subjektiv aus meiner Sicht heraus etwas über „Die Herren dieser Welt“ zusammenreimen. Das ist allerdings wirklich schockierend. Doch ich kann nichts dafür, alle Spuren führen mich dorthin.

Und das hat damit zu tun, dass sich vor einiger Zeit eine Person meines absoluten Vertrauens, die ich schon seit Jahrzehnten kenne und die für mich über jeden Zweifel erhaben ist, mir gegenüber ihre Unzufriedenheit geäußert hat, was man mit uns Deutschen gemacht hat.

Denn sie fragte: Warum sind denn die heute lebenden Deutschen noch schuldig für die Verbrechen der Nazis? Schließlich sei das doch Sippenhaft und eine Verfolgung bis ins dritte oder mittlerweile sogar bis ins siebte Glied hinein. In anderen Ländern wären doch noch weit schlimmere Verbrechen begangen worden, da hätte es jedoch nicht einmal eine Anklage gegen die Schuldigen gegeben. Und warum sei es uns Deutschen auch bei Strafe verboten, diese Schuld, mit der wir heute Lebenden nichts zu tun haben, von uns zu weisen?

Zuerst einmal war ich enorm schockiert. Findet sich hier nicht die Wurzel zum Antisemitismus? Doch nein, nach gründlichem Nachdenken bin ich mir sicher, dem ist nicht so. Ich halte diese Gedanken durchaus für legitim. Wird es nicht sogar langsam Zeit für sie? Und hat die Knef etwa...?

Da ich keine Ahnung über Sippenhaft und Verfolgung habe, suche ich etwas herum. Im 2. Buch Mose des Alten Testaments steht: „Söhne werden für Sünden der Väter verfolgt bis ins vierte Glied.“ Also selbst die Bibel ist bei der Sippenhaft und Blutrache milder als... , ja als wer eigentlich? Als wir Deutschen mit uns selbst? Oder woher kommt das, dass wir Deutschen heute noch alle schuldig sein sollen?

Doch über so ein Thema kann man natürlich mit niemandem sprechen und darüber findet sich auf seriösen Seiten im Netz daher auch nichts. Es ist ein Tabu. Umso verblüffter bin ich daher, dass in dem genannten Lied der von Angela Merkel anscheinend so sehr gemochten Hildegard Knef genau diese Gedanken bei mir aufkommen.

Der Text des Liedes „Die Herren dieser Welt“ ist wie gesagt nahezu unverständlich und von beinahe unendlichen Deutungsmöglichkeiten. Nur in der Mitte wird für mich sehr eindeutig, dass es sich um Deutschland handeln muss, denn da heißt es: Da „sprach der Landesherr betroffen, jetzt ist wirklich Polen offen. Wir sind die Herren dieser Welt, die gesiegt zu Meer und Land. Wer sich uns entgegenstellt, kommt an die Wand.“

Das sind für mich zweifelsohne die Nazis. Im Anschluss ziehen dann die Löwen, Tiger und auch der letzte Hahn ab, das könnten die Westalliierten sein, „und es kamen Bauern und Gelehrte“, wir sind also anscheinend in der DDR.

Als dann jedoch „die Sonne still verglühte, rangen Frauen ihre Hände, liefen Männer bis ans Ende, bis ans Ende dieser Welt.“ Deportationen nach Russland? In diesem Moment kommt dann die Stelle, die ich meine: „Und sie schworen ewig Rache, bis ins allerletzte Glied.“ Das ist doch wirklich erstaunlich, oder?

Die Sippenhaft bis ins x-te Glied hinein ist doch jetzt kaum anders deutbar denn als Folge der Nazizeit. Und es könnte durchaus heißen, dass hier gemeint ist, dass uns Deutschen vielleicht die ewige Schuld von außen aufoktroyiert worden ist?

Wäre ich jetzt Verschörungstheoretiker würde ich sagen, es gibt vielleicht einen Geheimvertrag mit den Alliierten, durch den wir Deutschen gegen die Anerkennung einer ewig währenden Schuld die Demokratie bekommen haben.

Wozu auch prima die letzten Zeilen des Liedes passen: „Und sie winkten all den Herren, all den Herren dieser Welt.“ Fragt sich nur auf wessen Druck hin das alles geschehen sein könnte, den der Russen oder den der Amerikaner? Schließlich waren sie ja damals beide die Herren dieser Welt.

Ich bin jedoch kein Verschwörungstheoretiker, sondern nur ein bisschen vorweihnachtlich besinnlich. Es gibt eben viele Rätsel, die auch weiterhin Rätsel bleiben und trotzdem in ihrer Eigenschaft als Rätsel sehr klar zu sein scheinen.

Auf jeden Fall jedoch werden die Dinge nur dann gläsern, wenn man sie nicht wegschiebt und sich dafür lieber im Supermarkt Pfefferkuchenherzchen kauft.

 

Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet

 

******* Von Bernd Niquet ist ein n e u e s Buch erschienen *******

Bernd Niquet, „Jenseits des Geldes. SIEBENTER TEIL“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2021, 635 Seiten, 22 Euro

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In Kleists Drama "Penthesilea" geht es um den Konflikt zwischen einem gefühlsintensiven Individuum und der gesellschaftlichen Ordnung, die diesen Gefühlen entgegensteht. Penthesilea, die Königin der Amazonen, erobert im Kampf Männer, um sie zur Zeugung neuer Kriegerinnen mitzunehmen. Nach vollzogenem Zeugungsakt entlässt sie die Männer wieder in die Freiheit. Nur ihrem Geliebten stellt sie nach, was diesen letztlich sein Leben kostet. Kann es sein, dass ich in meinem Leben mehrmals nur haarscharf an vielem aus dieser Tragödie vorbeigeschrappt bin? Und dann ist ja auch noch Bernd Heinrich Wilhelm von Kleist nur unweit meiner Wohnung freiwillig aus dem Leben geschieden.

Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt am wunderschönen grünen Rand seiner ansonsten mittlerweile ungeliebten Heimat Berlin. Die vorangegangenen sechs Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019 und 2020.

Der obige Text spiegelt die Meinung der jeweiligen Autoren wider. Instock übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche rechtliche oder sonstige Ansprüche aus.

 

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