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Lizenz zum Gelddrucken?


Mittwoch, 29. Januar 2014 um 11:14

Von Jochen Steffens
Die Probleme in Argentinien haben die Wechselkurse einiger Schwellenländer negativ beeinflußt, ihre Währungen verloren zum US-Dollar teilweise massiv an Wert. Daraufhin reagierten einige der betroffenen Länder: So hat die indische Notenbank überraschend ihren Leitzins erhöht, die türkische Zentralbank ebenfalls. Diese Nachrichten führten zumindest zu einer vorübergehenden Beruhigung auf den Devisenmärkten.

Aber die Sorge, daß die Währungsprobleme dieser Schwellenländer (insbesondere Indien, Indonesien, Brasilien, Südafrika, Türkei) sich zu einer größeren Krise auswachsen, hat die Märkte erreicht. Dabei ist die Situation an den Aktienmärkten aufgrund der Überhitzung fragil. Mittlerweile befindet sich wieder eine gewisse Anzahl von Aktien in zittrigen Händen und das läßt zumindest theoretisch ein erhebliches Abwärtspotential entstehen.

Das Faszinierende daran ist, daß solche Nachrichten immer dann auftauchen oder entsprechend hochgekocht werden, wenn ein Markt überhitzt ist. Es scheint fast so, also ob in so einer Situation die Anleger nur auf eine solche Nachricht warten, um Gewinne mitzunehmen. Dieses Mal hat es vergleichsweise lange gedauert, bis eine solche Nachricht auf die Märkte traf, die geeignet ist, Anleger zu verunsichern. Aber irgendwie passiert genau das immer wieder in überhitzten Situationen. Wobei ich glaube, daß diese Nachricht in einer anderen Marktsituation von zahlreichen Anlegern gar nicht wahrgenommen worden wäre. Es hat aber vielleicht etwas damit zu tun, daß die Währungsspekulationen im Moment auch überhitzt sind.

Börse schaut immer nach vorne

Aber Börse wäre nicht Börse, wenn sie wieder schnell zur Tagesordnung übergehen würde. Und in dieser Woche tagt die US-Notenbank Fed an. Hier geht es um die Frage, ob die Fed eine erneute Senkung der monatlichen Anleihekäufe vornimmt. Analysten erwarten eine Reduzierung um 10 auf 65 Milliarden Dollar pro Monat. Und jetzt wird es wieder „lustig“. Auch die Fed beobachtet natürlich die weltweiten Ereignisse und das bedeutet: Wenn sie in Sorge sein sollte, daß die Währungskrise in Argentinien in der Lage sei, weltweite Irritationen hervorzurufen, die wiederum auch Einfluß auf die Wachstumsaussichten der US-Wirtschaft haben könnten, dann wird sie vielleicht zögern und nichts tun.

Natürlich wurde ein Teil des billigen Geldes der Fed von Anlegern auch und gerade in Carry-Trades investiert. Vereinfacht ausgedrückt: Der Investor leiht sich zu einem Zinssatz nahe Null Geld von der Fed und legt dieses in einem anderen Land mit höherer Verzinsung an. Ein scheinbar sicheres Konzept. Allerdings nur, solange die Währungen einigermaßen stabil bleiben. Aber auch hier gibt es ein Schmankerl, das man kennen muß: Wenn nur genügend Anleger diesem Beispiel folgen, wird allein der Geldfluß in dieses Land die Währung stützen. Wenn man dann noch breiter diversifiziert und das Spiel in mehreren Währungen spielt, kann man sich gegen diverse Einzelrisiken absichern. Ein solches träte zum Beispiel ein, wenn in einem Land ein partielles Problem auftaucht, das nur die Währung dieses Landes schwächt.

Diversifikation als Gefahr

Aber genau hier wird eine Diversifikation zur Gefahr. Und zwar dann, wenn Ereignisse eintreten, die nicht nur ein Land betreffen. Im Falle Argentiniens, insbesondere mit der Erinnerung an die vergangene Staatspleite vor elf Jahren, wurden alte Sorgen wach, daß es in Folge dieser aktuellen Krise zu einem allgemeinen Abzug von Geld aus Schwellenländern kommen könnte. Und das führte in den vergangenen Tagen dazu, daß vornehmlich institutionelle Anleger ihre Währungs- und Zinsspekulationen panikartig aufgelöst haben. So entstanden die Währungsturbulenzen, die dann in Folge auch die Aktienmärkte beeinflußten.

Auf diese scheinbar so sicheren Währungs- und Zinsspekulationen sind schon viele Anleger hereingefallen, da es eben nur auf den ersten Blick die Lizenz zum Gelddrucken ist. Das Risiko, daß durch einen stark fallenden Kurs der Währung die Spekulation nach hinten losgeht, und die Anleger in einem Rutsch viel Geld verlieren, ist im Vergleich zu der zu erzielenden Rendite vergleichsweise hoch.

Und so erklärt sich auch, warum ein Teil dieser Länder nun sehr schnell reagiert und die Zinsen anhebt – eben weil sie ein hohes Interesse daran haben, daß nicht zu viel Geld aus ihren Märkten abfließt. Durch die Zinssenkung soll auf der einen Seite die Währung gestützt werden und auf der anderen Seite das Land für Anleger wieder interessanter gemacht werden, eben weil die Risiken für die Anleger sinken.

Und jetzt kommt wieder die Fed ins Spiel, um den Kreis zu schließen: Wenn die Fed ihre Politik des lockeren Geldes jetzt zu sehr einschränkt, könnte das wiederum einen zusätzlich schwächenden Einfluß auf die Wechselkurse dieser genannten Länder haben. Denn ein wichtiger Teil dieser Spekulationen ist eben dem billigen Geld der Fed geschuldet. Wenn Anleger fürchten, daß diese Politik bald zu Ende geht, werden sie versuchen, möglichst vor allen anderen ihre Carry-Trades aufzulösen. Die Frage ist also, ob die Fed dieses Risiko eingeht, eingehen kann oder nicht eingeht. Daran werden wir gleichzeitig erkennen können, wie gefährlich die Notenbanker die Lage in Argentinien und auf den Devisenmärkten einschätzt. In wenigen Stunden wissen wir mehr.

Jochen Steffens ist Chefredakteur des kostenlosen Newsletters "Steffens Daily". Weitere Informationen finden sie hier.

 

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