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Falsche Rufe nach Krypto-Diversifikation

Samstag, 16. Dezember 2023 um 05:46

Von Thomas Grüner
Mit steigenden Bitcoin-Kursen kehrt der Hype zurück – einige Anlageexperten halten es daher für ratsam, einen bestimmten Anteil an Bitcoin (oder anderen Krypto-Währungen) als festen Bestandteil in die langfristige Vermögensaufteilung zu integrieren. Es ist von „Krypto-Diversifikation“ für Anleger die Rede. Aus unserer Sicht sollte kritisch durchleuchtet werden, wie ratsam diese Diversifikationsidee für Anleger tatsächlich ist.

Diversifikation im Fokus

Diejenigen, die Bitcoin einen festen Platz in der langfristigen Vermögensallokation einräumen, scheinen von der folgenden Annahme auszugehen: Diversifikation bedeutet, so viele verschiedene Arten von Anlageformen wie möglich zu besitzen, um das Risiko sehr breit zu verteilen. Diese Experten plädieren tendenziell nicht nur für Aktien und Anleihen, sondern auch für Gold, andere Rohstoffe, Private Equity oder Immobilien. Nach dem Prinzip: Welche Anlageklasse zu welchem Zeitpunkt auch immer dynamisch ansteigt, sie wird durch das Gesamtportfolio abgedeckt.

Unserer Ansicht nach ist die beste Vermögensallokation allerdings diejenige, deren langfristige Renditen und erwartete kurzfristige Volatilität am besten mit den langfristigen Zielen des individuellen Anlegers harmonieren. Es geht dabei um Cashflow-Bedürfnisse, Zeithorizont, Risikoverträglichkeit und viele weitere Themen. Eine grundlegende Eigenschaft der ausgewählten Anlageklassen sollte zudem darin bestehen, dass sie vorhersehbare fundamentale Faktoren aufweisen.

Vorhersehbarkeit ist ein Plus

Ein reines Aktienportfolio eignet sich für einen Anleger mit langfristigen Wachstumszielen, denn Aktien haben bewiesen, dass sie langfristig solide Renditen erzielen. Es kann zwar zu schmerzhaften Einbrüchen kommen, die manchmal ein Jahr oder länger andauern, aber in der Vergangenheit haben die guten Zeiten die schlechten überwogen. Mit anderen Worten: Die langfristige Rendite ist unserer Ansicht nach das kurzfristige Risiko wert. Für Anleger mit höherem Cashflow-Bedarf und/oder kürzeren Zeithorizonten können die vorübergehenden Rückgänge eine größere Belastung darstellen, weshalb wir eine Beimischung von festverzinslichen Anlagen für sinnvoll halten. Anleihen steigen vielleicht nicht immer, wenn Aktien fallen, aber sie haben insgesamt eine geringere kurzfristige Volatilität gezeigt. Zudem neigen auch Anleihen dazu, mit wirtschaftlichen und politischen Bedingungen auf vorhersehbare Weise umzugehen.

Bitcoin passt aus fundamentaler Sicht nicht in diese Kategorie. Die Performance-Historie ist viel zu kurz und selbst in diesem begrenzten Zeitraum gab es bereits massive Aufschwünge und Zusammenbrüche. Es gibt keinen sichtbaren, wiederholbaren, erklärbaren Zusammenhang mit dem Wirtschaftszyklus, der Inflation, den Zinssätzen oder anderen Faktoren, die gelegentlich als Grund für den Besitz von Bitcoin angeführt werden.

Fazit: Bitcoin- oder allgemein Krypto-Investments können hohe Renditen bringen, heftige stimmungsgetriebene Schwankungen sind jedoch unvermeidbar. Dementsprechend fällt es uns schwer, zu erkennen, wie Bitcoin als Beimischung zu Aktien, Anleihen und anderen Wertpapieren das gesamte Risiko-Ertrags-Profil eines Portfolios nachhaltig verbessern könnte. Es existiert auch kein faktenbasiertes oder logisches Argument, warum diese vermeintliche Diversifikation die Wahrscheinlichkeit erhöhen soll, ein bestimmtes Anlageziel zu erreichen. Gerade in den Hype-Phasen ist deshalb der berühmte „kühle Kopf“ gefragt.

Fragen zum Beitrag beantworte ich gerne per E-Mail an feedback@gruener-fisher.de.

Thomas Grüner
ist Gründer und Vice Chairman der Vermögensverwaltung Grüner Fisher Investments. Weitere Informationen unter www.gruener-fisher.de.


Der obige Text spiegelt die Meinung der jeweiligen Autoren wider. Instock übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche rechtliche oder sonstige Ansprüche aus.

 

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