Von Bernd Niquet
Diese Kolumne ist eine schwierige Kolumne, jedenfalls für mich. Denn sie handelt von lauter Gegensätzen, die auf den ersten Blick gar nichts miteinander zu tun haben – von Ostern und Wärme, von Menschen und Tieren sowie dem Wunsch, es sich gut und noch besser gehen zu lassen.
Am Anfang und am Ende steht eine Flugreise während der Ostertage in wärmere Gefilde, auf die Kanarischen Inseln. Das muss doch gut sein zur Stärkung des Immunsystems, dachte ich, denn wer hält diese eisigen Temperaturen bis in den April hinein hier überhaupt aus?
Als ich dann auf unserer Insel angekommen war, ist das auch wirklich ein Volltreffer. 24 Grad, südliche Atmosphäre. Erst als dann Tage später die Putzfrauen anrücken, mache ich mir Gedanken über die menschliche Spezies. Wie kann es sein, dass Menschen stundenlang bei voller Lautstärke reden können, ohne dabei jemals einmal Luft zu holen? Wenn das Menschen sind, bin ich dann auch ein menschliches Wesen?
Ich denke dabei an meinen Lieblings-Popstar, der fanatischer Vegetarier ist, Tiere wohl mehr mag als Menschen und sie daher auch niemals essen könnte. „Sie würden doch auch nicht Ihre Großmutter essen“, sagt er dann immer. Leider ist er in diesem Jahr sehr krank geworden und musste seine Tour durch die USA abbrechen.
Richtig rund wurde die Geschichte für mich jedoch erst, als mir nach meiner Ankunft zu Hause der Spaniel meiner Nachbarn schwanzwedelnd entgegengelaufen kam. Ich schaute ihn mir liebevoll an und dachte: Habe ich nicht eigentlich mit ihm wesentlich mehr zu tun als beispielsweise mit Spaniern?
Doch nehmen wir lieber die menschliche Rasse und die Rasse der Hunde im Allgemeinen. Mit dem Schwanz wedeln, das kann ich nicht. Bellen auch nicht. Doch ansonsten ist mir das Leben eines Hundes weit vertrauter als das der gemeinen Menschen. Denn Hunde schlachten keine anderen Tiere ab, verschandeln nicht die Erde, betonieren nicht die Landschaft zu, machen nicht überall ein Maß an Lärm und Dreck, dass es der Planet bald nicht mehr aushalten kann.
Hunde bleiben lieber in ihrer Ecke und leben in Eintracht mit der Schöpfung. Was man von spanischen Putzfrauen wie deutschen Touristen und Touristikmanagern hingegen nun wahrlich nicht behaupten kann. Hunde wissen sehr wohl, dass das meiste Elend dieser Welt daraus resultiert, dass die Menschen schlichtweg nicht in ihrem Zimmer bleiben können.
Lustig sind deshalb auch die Effekte ihrer kollektiven Ausflüge. Da setzen sie sich in einen engen Ferienflieger, wo bei extrem trockener Luft die Bakterien wie in einem Versuchsballon per Zentrifuge verteilt werden – und müssen auf dem Rückflug schließlich alle husten und schnupfen. Und das nennt man dann Erholung. Wären sie hingegen in ihrem Zimmer im Norden geblieben, wären sie jetzt kerngesund.
Im nächsten Frühling werde ich deshalb auch lieber mein Hundeleben genussvoll ausleben als mich erneut in die Schiene der industriellen Verwertung hinein zu begeben.
Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
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Bernd Niquet, "Jenseits des Geldes, Zweiter Teil", Leipzig 2012, 570 Seiten, 18 Euro, ISBN 978-3-86268-873-9.
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