Von Wolfgang Braun
Am Dienstag war es endlich soweit. Nach dem Dow Jones und dem S&P 500 hat auch der Dax ein neues Rekordhoch markiert. Trotz – oder vielleicht auch wegen – der zuletzt rasanten Aufwärtstendenz verstummen die Pessimisten nicht. Vielen Marktteilnehmern sind die Kursgewinne suspekt, weil rings um uns herum eine Vielzahl an Krisenherden lodert. Vielfach wird gewarnt, dass auf die Jahre 2000 und 2007, als der Dax ähnlich hoch stand als aktuell, zweimal ein Crash folgte. Dabei übersehen die Kritiker, dass sich die Gegenwart in zwei für die Börsenentwicklung wichtigen Punkten von der Vergangenheit unterscheidet.
Notenbanken geben Stoff
Sowohl im Jahr 2000 als auch 2007 lief es konjunkturell gut, als der Dax die Marke von 8.000 Punkten überquerte. Entsprechend standen die Notenbanken auf der Bremse und versuchten mit steigenden Zinsen eine Überhitzung der Wirtschaft zu verhindern. Es „klappte“ beide Mal: Sowohl nach der Jahrtausendwende als auch 2008 folgte ein jäher Konjunktureinbruch. Aktuell finden wir ein komplett anderes Szenario vor. Die Notenbanken versuchen mit allen Mitteln, die Wirtschaft zu stützen. Der US-Leitzins liegt aktuell bei 0,00 bis 0,25 Prozent. Im Jahr 2000 hatte die Federal Reserve den Satz bis auf 6,5 Prozent und Ende 2007 immerhin noch auf 5,25 Prozent erhöht. Dazu pumpen die Geldpolitiker weltweit massiv Liquidität in den Markt, die Anlagealternativen aus dem Anleihesektor komplett unattraktiv macht. Der Dax bietet mit einer Dividendenrendite von rund 3 Prozent momentan die 2,5-fache Rendite einer zehnjährigen Bundesanleihe. Zur Jahrtausendwende und 2007 waren Investments in Anleihen weit attraktiver.
Bewertungen akzeptabel
Durch die jüngsten Gewinne ist das Kurs-Buchwert-Verhältnis im Dax auf knapp 1,6 geklettert. Das historische Mittel liegt bei 1,5. Billig sind die deutschen Blue Chips also nicht mehr. Ende 2007 hatte diese Kennziffer aber den kritischen Wert von 2 überschritten, um die Jahrtausendwende waren die Bewertungen sogar noch deutlich höher. Vor allem wenn man Aktien im Vergleich mit anderen Asset-Klassen sieht, lassen die Bewertungen durchaus noch Luft nach oben, zumal bei der erhofften Konjunkturbelebung wohl auch die Unternehmensgewinne profitieren dürften. Natürlich haben die Risiken bei Aktien nach der starken Performance seit dem Tief 2009 zugenommen. Solange das Zinstief aber anhält, sind weitere Kursgewinne wahrscheinlicher als ein neuerlicher Absturz.
Wolfgang Braun ist Chefredakteur des Börsenbriefs „Aktien-Strategie“. Weitere Informationen zum Börsenbrief finden sie hier.
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