Von Bernd Niquet
Immer wieder hat man den Eindruck, als ob die Globalisierung ein Phänomen unserer aktuellen Gegenwart sei, die sich nach dem Fall der Mauer zwischen Ost und West und im Zuge der neuen Technologien ergeben hat.
Doch weit gefehlt!!!
Gerade ist mir der Menüplan eines Restaurants aus dem Vorort von Berlin untergekommen, in dem ich heute lebe. Er stammt vom 7. Februar 1899. Und da gab es im Hotel Kaiserhof Folgendes zu essen:
Moc-turtle Suppe mit Madeira
Ostender Seezunge im Ofen gebacken
Englischer Hammelrücken
Frischer Hummer mit Remoulade
Französische Masthühner
Frische Edelpilze mit feinen Kräutern
Markgrafenspeise
Käse und Butter
Das ist weit internationaler als heute. Und überhaupt: Wo gibt es denn heute Seezunge aus Ostende? Vielleicht in Ostende selbst, aber sonst nirgendwo. Bei uns gibt es ja nur Maischolle. Interessant auch die Masthühner aus Frankreich: Damals war Mast ein Qualitätsmerkmal. Auch das hat sich völlig gedreht.
Ansonsten gleichen sich die Zeiten erstaunlich. 1899 wie 2013 herrschen freie Märkte und ein entsprechender heftigen Druck auf die Löhne. Und die Sozialdemokratie ist heute so machtlos wie damals. Doch die Aktienkurse steigen wunderbar in die Höhe. Denn nicht ohne Grund hatte man kurz vorher den Dow Jones Index erfunden.
Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
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Bernd Niquet, "Jenseits des Geldes, Zweiter Teil", Leipzig 2012, 570 Seiten, 18 Euro, ISBN 978-3-86268-873-9.
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