Von Wolfgang Braun
Nach den kräftigen Kursgewinnen in den vergangenen Wochen ist das Kurs-Buchwert-Verhältnis im Dax über seinem historischen Schnitt geklettert. Die Bewertungen sind zwar noch nicht so hoch, dass sie ein Hindernis für weiter steigende Notierungen darstellen, als unterstützender Faktor für den Aufschwung fallen sie aber weg. Die künftige Entwicklung der Börsen dürfte damit von der Konjunktur sowie vom Verhalten der Notenbanken abhängen. Dabei beeinflussen sich beide Faktoren gegenseitig.
Schlimmste Szenario
Besonders dramatisch sähe es für die Börsen aus, wenn die Notenbanken zu früh beginnen würden, die Geldschleusen zu schließen und damit die zarten Ansätze der Konjunkturerholung abwürgen würden. Die Unternehmensgewinne würden dann leiden, die Bewertungen weiter in die Höhe schnellen. Dazu entfiele der Treibsatz des billigen Geldes. In diesem Fall müssten Anleger mit herben Kursrückschlägen rechnen. Zum Glück ist dieses Szenario derzeit unwahrscheinlich. Trotz kritischer Stimmen – die Mehrheit der Währungshüter sieht weiter die Notwendigkeit einer lockeren Geldpolitik. Ebenfalls ungünstig wäre es, wenn zwar die Notenbanken weiter Gas geben, die Konjunktur aber dennoch nicht anspringen will. Dann würde ein Abrutschen in eine Deflation à la Japan drohen. Die Folgen lassen sich im Kursverlauf des Nikkei-Index nach 1990 ablesen. Allerdings hat vor allem Ben Bernanke regelmäßig betont, dass er einen solchen Verlauf unter allen Umständen verhindern will. Deutet sich eine derartige Entwicklung an, dürften die Notenbanken zu weiteren ungewöhnlichen Maßnahmen greifen, was die Börsen wiederum stützen würde.
Das Optimum
Zuletzt sah es konjunkturell eher nach einer dezenten Erholung aus, die allerdings nicht das Niveau erreicht, das die Analysten zu Jahresbeginn erwartet hatten. Für die Börsen dürfte diese Entwicklung optimal sein. Damit können die Firmen gut leben und ihre Gewinne stabilisieren oder sogar leicht steigern. Dazu dürften die Notenbanker in diesem Fall von einer Straffung der Geldpolitik absehen. Insgesamt ergibt sich daraus ein Umfeld, das weitere Kursgewinne zulässt. Wegen der schwächelnden Konjunktur müssen Anleger aber die eine oder andere Enttäuschung verkraften. Dazu werden immer wieder Sorgen auftreten, dass die Währungshüter die Zügel doch anziehen. Damit dürften die Kursausschläge auf jeden Fall zunehmen.
Wolfgang Braun ist Chefredakteur des Börsenbriefs „Aktien-Strategie“. Weitere Informationen zum Börsenbrief finden sie hier.
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