Von Stefan Böhm
Es ist derzeit etwas paradox: Die Konjunkturdaten aus den USA dürfen aus Sicht der Börsianer nicht zu gut sein, sonst steigt die Wahrscheinlichkeit für ein nahes Ende der Anleihekäufe („Quantitative Easing“) der US-Notenbanken Fed. Weniger Anleihekäufe bedeutet aber weniger Liquidität und weniger Liquidität ist schlecht für den Aktienmarkt. Aufgrund dieser Logik ging es an den Börsen in den vergangenen Tagen auf und ab, je nachdem wie die US-Konjunkturdaten ausfielen. Langfristig gesehen ist dies natürlich Unsinn, denn den Unternehmen geht es nur gut, wenn die Wirtschaft wächst und dann können auch die Aktienkurse steigen.
Stabilere Konjunkturdaten aus Europa
Also: Selbst wenn die Aktienmärkte aus Furcht vor einer Änderung in der Geldpolitik fallen, so ist dies nur eine Korrektur, nicht aber eine Trendwende. Eine stabilere Konjunktur wird den Börsen letztlich Auftrieb geben. Das gilt für die USA und auch für Deutschland. Während aber die US-Wirtschaft vor allem von der Binnenkonjunktur abhängig ist, hängt die deutsche Wirtschaft trotz des erfreulich robusten Konsums am Tropf der Auslandsnachfrage. In dieser Hinsicht ist es positiv, dass sich die zuletzt veröffentlichen Wirtschaftsdaten aus Europa, speziell auch aus den Krisenländern der Eurozone, stabilisierten. Vor allem die Indikatoren zum Geschäftsklima haben sich verbessert.
Das hat dazu beigetragen, dass sich der Dax nach dem Kursrutsch zuletzt weiter stabilisieren konnte. Auch die Konjunkturdaten aus den USA gaben Auftrieb. Besonders bemerkenswert ist es, dass der vom Conference Board ermittelte Index des Verbrauchervertrauens auf den höchsten Stand seit Anfang 2008 gestiegen und mit 76,2 Punkten nicht mehr weit von seinem in Aufschwungphasen üblichen Niveau entfernt ist. Die am Donnerstag veröffentlichten Zahlen waren dagegen etwas durchwachsen und ließen die Anleger unentschlossen zurück.
Fazit: Der Dax zeigt derzeit jeden Tag eine andere Richtung. Darin kommt die Unsicherheit der Anleger zum Ausdruck: War der Kursanstieg übertrieben oder kann es weiter nach oben gehen? Nach dem Anstieg bis auf 8.500 Punkte wurde wieder die Unterstützung bei 8.300 Punkten getestet. Charttechnisch gesehen konnte sich der Index damit über der oberen Begrenzung seines Aufwärtstrendkanals behaupten. Das ist aber immer noch nicht signifikant, eine Fortsetzung der Korrektur liegt weiter in der Luft.
Stefan Böhm ist Chefredakteur des DaxVestor.
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