Von Stefan Böhm
Die goldenen Zeiten der Telekom-Riesen sind schon lange vorbei. Zu hart ist der Wettbewerb um Festnetz, Mobilfunk und Internet. Das heißt nicht, dass die Telekomkonzerne kein Geld verdienen und uninteressant wären. Im Gegenteil: Als Dividendenkönige beglücken die teils hochverschuldeten Konzerne ihre Aktionäre auch in diesen Zeiten. Und es tut sich was in der Branche, denn die Firmenkäufer sind unterwegs.
Wer kauft wen?
Erst kürzlich wurde wieder offenbar, dass der britische Mobilfunkriese Vodafone Interesse am Netzbetreiber Kabel Deutschland hat. Zu Wochenbeginn kamen aus Spanien Meldungen, wonach der US-Telefonriese AT&T angeblich für den spanischen Ex-Monopolisten Telefónica bieten wolle. So soll ein Kaufpreis von 70 Milliarden Euro im Raum stehen – ein Aufschlag von rund 20 Prozent zur aktuellen Marktkapitalisierung – und die Übernahme der Schulden von rund 52 Milliarden Euro. Die spanische Regierung habe sich jedoch gegen eine Übernahme ausgesprochen, schrieb die Tageszeitung "El Mundo". Von Telefónica und von der Regierung in Madrid gab es dazu allerdings Dementis. Wie dem auch sei, die Geschichte wirft ein Schlaglicht auf eine Branche, die in letzter Zeit immer mehr ins Abseits gerutscht war. Dass eine Konsolidierung kommen wird, ist nur eine Frage der Zeit – und auch bei Telefónica dürfte das letzte Wort noch nicht gesprochen sein. In Europa werden sich außerdem zumindest die Branchenriesen schon jetzt für einen in den nächsten Jahren kommenden gemeinsamen, einheitlichen europäischen Telekommarkt rüsten, der die derzeit starke Fragmentierung des Marktes beenden wird. Das macht die europäischen Unternehmen auch für amerikanische und asiatische Branchenkollegen interessant, die nach neuen Wachstumsmöglichkeiten suchen. Sollte es einen einheitlichen EU-Telekommarkt geben, dann erhält man durch den Kauf eines europäischen Players nicht nur Zugang auf ein oder ein paar Länder, sondern auf alle 27 mit mehr als 500 Millionen Einwohnern.
Telefónica stark in Südamerika
Beim spanischen Telekomkonzern kommt noch das starke Standbein in Südamerika hinzu. Der wichtigste Auslandsmarkt für Telefónica ist Brasilien. Zwar gab es dort in letzter Zeit auch eine Wachstumsdelle, langfristig ist die Region jedoch nach wie vor höchst interessant. Eine Kröte, die ein Übernehmer schlucken müsste, sind freilich die hohen Schulden von rund 52 Milliarden Euro. Nur wenige Telekomgiganten könnten eine solche Übernahme stemmen, AT&T gehört zweifellos dazu. Auch wenn sich die angebliche Übernahmeofferte als Falschmeldung herausstellen sollte, so zeigen die Reaktionen, dass Telefónica allmählich wieder ins Blickfeld der Anleger zurückkehrt. Aus Sicht der Charttechnik befindet sich die Telefónica-Aktie in einem seit August 2012 anhaltenden Seitwärtstrend zwischen 10,00 und 11,60 Euro. So lange dieses Kursband nicht verlassen wird, sind keine größeren Sprünge zu erwarten.
Fazit: Spaniens Telekomkonzern Telefónica ist wieder einen Blick wert. Sollte die Konjunktur in Europa und Südamerika anspringen, wäre dies nicht zum Schaden von Telefónica. Eine Portion Übernahmephantasie gibt es noch oben drauf. Mit einem Bonuszertifikat kann man an einer möglichen positiven Entwicklung teilhaben.
Stefan Böhm ist Chefredakteur des DaxVestor.
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