Von Marc Nitzsche
Vor einigen Jahren trieb die Angst, dass die fossilen Energieträger in absehbarer Zeit zur Neige gehen könnten, den Preis für ein Fass Rohöl in der Spitze auf über 160 US-Dollar. Derartige Sorgen haben zur Stunde wohl nur noch absolut unbelehrbare Öl- und Erdgas-Bullen. Die überwiegende Mehrheit der Investoren hat erkannt, dass sich die Zeiten geändert haben und die Zeichen mittlerweile eher auf eine Überversorgung hindeuten, die zudem immer massiver zu werden scheint.
Kürzlich hob die Internationale Energie-Agentur (EIA) ihre Schätzung bezüglich der weltweiten Öl-Reserven um 11 Prozent an, da die Experten erstmals die globalen Vorkommen an Schieferöl in ihrer Berechnung berücksichtigt haben. Diese werden gegenwärtig auf 345 Milliarden Barrel beziffert. Damit würden allein diese Vorkommen ausreichen, um die Welt zehn Jahre lang mit dem schwarzen Gold zu versorgen. So schnell wird die Menschheit also in Sachen Erdöl definitiv nicht auf dem Trockenen sitzen.
Nicht viel anders als beim Schmierstoff der Weltwirtschaft sieht es im Bereich Erdgas aus. Die weltweiten Vorkommen an Schiefer-Gas wurden von der EIA um 10 Prozent auf jetzt 7.299 Billionen Kubikfuß nach oben korrigiert. Da man die größten Vorkommen – abgesehen von den USA – in China, Argentinien und Algerien vermutet und in diesen Ländern bislang keine Förderung von Schiefer-Gas stattfindet, droht kurzfristig keine unmittelbare Erhöhung des Angebots. Mittel- bis längerfristig kann könnte es aber zu einer regelrechten Erdgas-Schwemme kommen.
Marc Nitzsche ist Herausgeber des Rohstoff-Trader.
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