Von Wolfgang Braun
Seit rund vier Wochen befindet sich der Dax in einer Konsolidierung. Zuvor war der deutsche Leitindex innerhalb von gut vier Wochen um 1.100 Zähler geklettert – ein Tempo, das nicht lange durchzuhalten war und eine Verschnaufpause erzwungen hat. Inzwischen ist die technische Überhitzung abgebaut, so dass aus dieser Sicht eine Fortsetzung der Aufwärtsbewegung möglich ist. Aber wie sieht es mit dem fundamentalen Umfeld aus?
Wie von mir erwartet, stellen sich die bisherigen Konjunkturprognosen als zu optimistisch heraus. Zuletzt haben einige Wirtschaftsinstitute ihre Schätzungen nach unten angepasst. Für das laufende Jahr halten die Experten in Deutschland jetzt noch ein Plus von knapp einem halben Prozent für realistisch. Im kommenden Jahr soll das Wachstum dann auf rund 1,5 Prozent anziehen. Ein Wirtschaftsboom zeichnet sich also nicht ab. Das Umfeld sollte den Firmen aber ausreichen, um ihre Gewinne zu halten oder leicht zu steigern. Damit würden die Bewertungen für Aktien etwa auf ihrem historischen Schnitt verweilen. Kurstreiber sind die Bewertungen damit nicht mehr, aber auch kein Hindernis für weiter steigende Notierungen, zumal Dividendentitel im Vergleich zu anderen Anlageklassen (vor allem Anleihen) attraktiv bleiben.
Joker Notenbanken
Die weitere Richtung an den Börsen dürfte damit vor allem von den Notenbanken abhängen. Leider ergibt sich hier ein differenziertes Bild: EZB-Chef Mario Draghi hat am Dienstag betont, dass die laxe Geldpolitik für lange Zeit fortgeführt werden soll und bei Bedarf auch zusätzliche Maßnahmen möglich sind. Anders sieht es bei der Federal Reserve aus. Anleger müssen zwar vorerst nicht befürchten, dass die Leitzinsen steigen, die Spekulationen über geringe Anleihekäufe reißen aber nicht ab. Mit dem möglichen Amtsende von Ben Bernanke, bislang der Inbegriff für die weit geöffneten Geldschleusen, kommt ein weiterer Unsicherheitsfaktor hinzu.
Bislang haben sich 2013 die Börsen weitgehend an die typischen saisonalen Muster gehalten. Im derzeitigen Umfeld sehe ich gute Chancen, dass sich dieser Trend fortsetzt. Für die nächsten Wochen bedeutet das steigende Kurse, ehe ab August Vorsicht angebracht ist. Der Herbst könnte einige Verwerfungen bringen, im Spätjahr winken dann wieder Einstiegskurse.
Wolfgang Braun ist Chefredakteur des Börsenbriefs „Aktien-Strategie“. Weitere Informationen zum Börsenbrief finden sie hier.
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