Von Wolfgang Braun
Ben Bernanke war bislang der Liebling der Finanzmärkte, hatte er doch mit seiner laxen Geldpolitik einen wesentlichen Beitrag zur Stabilisierung der Börsen nach der Finanzkrise geleistet. Mit der vergangenen Notenbanksitzung hat das Image einige Kratzer abbekommen. Dabei dürfte ein Teil der Kursverluste bei Aktien auf die Probleme in China zurückgehen. Denn der Chef der Federal Reserve hat zwar eine deutlich schärfere Rhetorik gewählt, letztlich sollte die Geldpolitik aber noch für lange Zeit expansiv bleiben.
Bislang kauft die US-Notenbank monatlich Anleihen im Wert von 85 Milliarden Dollar auf, um die Zinsen künstlich tief zu halten. Laut Bernanke könnten die Käufe Ende 2013 gedrosselt und ab Mitte 2014 komplett gestoppt werden. Voraussetzung ist eine weitere Verbesserung bei der Konjunktur und vor allem am Arbeitsmarkt, der bei der Argumentation der Notenbanker regelmäßig im Mittelpunkt steht. Bei einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage ist laut Bernanke auch eine Aufstockung des Kaufvolumens denkbar. Das Zinsniveau soll auf jeden Fall noch für einen langen Zeitraum auf dem jetzigen Niveau verharren. Selbst eine Arbeitslosenquote unter 6,5 Prozent soll noch nicht automatisch eine Zinserhöhung nach sich ziehen.
Was bedeutet das?
Vorerst wird die Notenbank das Gaspedal durchgedrückt halten. Nur für den Fall, daß sich das wirtschaftliche Umfeld weiter verbessert, will man langsam etwas Tempo herausnehmen. Von einer Bremsung kann aber keine Rede sein. Vorerst geht es nur um eine Drosselung der Sondermaßnahmen.
Die Leitzinsen werden noch lange auf einem Niveau bleiben, das vor wenigen Jahren nicht vorstellbar war. Die Analysten rechnen aktuell damit, daß mit einer ersten Leitzinserhöhung frühestens 2015 zu rechnen ist. Das für Aktien günstige Zinsumfeld wird damit wohl noch für einige Zeit bestehen bleiben. In der Vergangenheit gingen die Börsen erst in die Knie, wenn die Leitzinsen zum zweiten oder dritten Mal angehoben worden waren. Insgesamt erscheint mir die Reaktion der Anleger auf die Aussagen von Bernanke daher auch etwas übertrieben (sofern nicht China der Auslöser für die Verluste war). Es ist kaum vorstellbar, daß die Notenbanken das Vertrauen der Märkte, das in den vergangenen Jahren mühsam zurückgewonnen wurde, mit ein paar unbedachten Aktionen leichtfertig verspielen.
Wolfgang Braun ist Chefredakteur des Börsenbriefs „Aktien-Strategie“. Weitere Informationen zum Börsenbrief finden sie hier.
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