Von Wolfgang Braun
Nach mehreren Wochen, in denen es von Unternehmen kaum wichtige Nachrichten gab, ist es mit der Ruhe jetzt wieder vorbei. Am Montag läutete traditionell Alcoa mit seinen Zahlen für das zweite Quartal die neue Berichtssaison ein. Zuerst wird sich der Blick wie gewohnt in die USA richten. Erst ein paar Wochen später beginnt dann auch in Deutschland die Zahlenflut.
Berauschend waren die Daten sicher nicht, die Alcoa am Montag präsentiert hat. Der Aluminiumhersteller schaffte es aber, die Gewinnprognosen der Analysten zu schlagen. Dieses Muster könnte sich fortsetzen. Im Vorfeld der Berichtssaison haben die Experten ihre Schätzungen deutlich nach unten angepaßt. Im S&P 500 wird jetzt noch ein Anstieg der operativen Gewinne um rund 4 Prozent erwartet. Traditionell liegen rund zwei Drittel der Firmen über den Prognosen, so daß der Zuwachs am Ende wohl eher 6 bis 8 Prozent betragen wird.
Etwas skeptischer bin ich im Bezug auf das Gesamtjahr 2013. Für das zweite Halbjahr gehen die Analysten mit einem deutlich kräftigeren Zuwachs bei den Ergebnissen aus, so daß die operativen Gewinne um rund 13 Prozent klettern sollen. Wahrscheinlich sind hier noch Anpassungen nach unten nötig. Die Ausblicke der Unternehmenschefs werden daher wieder eine große Rolle spielen.
In Deutschland sind Schätzungen für die einzelnen Quartale weniger üblich. Für das Gesamtjahr rechnen die Experten aber mit einem leichten Zuwachs bei den Nettogewinnen. Im ersten Quartal hatten die Blue Chips unter der verhaltenen Konjunktur gelitten. Die Umsätze stagnierten, die Ergebnisse waren leicht rückläufig. Die Konjunkturforscher gehen davon aus, daß die Wirtschaft im zweiten Quartal weit stärker gelaufen ist. Das dürfte die Erlöse der Unternehmen stützen. Allerdings sind die Arbeitskosten in Deutschland zuletzt so stark gestiegen wie lange nicht mehr. Da die Personalausgaben meist der größte Kostenblock bei Konzernen sind und sich im derzeitigen Umfeld Preiserhöhungen kaum durchzusetzen lassen, hält der Druck auf die Margen an. Unter diesen Umständen könnten auch die Jahresziele einiger Firmen in Gefahr geraten.
Derzeit gehe ich davon aus, daß die tatsächlichen Ergebnisse Ende 2013 etwa 8 bis 10 Prozent unter den aktuellen Prognosen liegen werden. Es gibt also ein gewisses Enttäuschungspotential. Aber selbst auf Basis meiner Annahmen beträgt das Index-KGV lediglich 12. Allzu große Rückschläge sind daher nicht zu erwarten.
Wolfgang Braun ist Chefredakteur des Börsenbriefs „Aktien-Strategie“. Weitere Informationen zum Börsenbrief finden sie hier.
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