Von Marc Nitzsche
Wachstum wurde in der Stahlindustrie zuletzt immer mehr zum Fremdwort und sorgte bei den Aktien der meisten Branchen-Vertreter für kräftige Kursverluste. Um den freien Fall der entsprechenden Papiere zu bremsen, prognostizierten Experten in den zurückliegenden Monaten immer wieder eine Erholung ab dem zweiten Halbjahr 2013. Die jüngsten Produktionsdaten lassen an diesem Szenario aber erhebliche Zweifel aufkommen.
Immerhin ist die deutsche Rohstahl-Erzeugung im Juni im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 2,2 Prozent auf 3,68 Millionen Tonnen geschrumpft. Damit hat der Rückgang sogar an Dynamik gewonnen. Denn im ersten Halbjahr 2013 lag der Stahl-Ausstoß mit gut 21,7 Millionen Tonnen lediglich 0,9 Prozent unter dem Niveau der ersten sechs Monate des vergangenen Jahres. Dabei wiesen die deutschen Hütten zwischen Januar und Juni des laufenden Jahres eine Auslastungsquote von 85 Prozent auf, die erkennbar über dem europäischen Durchschnitt lag.
Auch wenn es anderen Stahlgrößen in der alten Welt ganz offenbar noch schlechter als der deutschen Konkurrenz geht, belegen die Daten eindrucksvoll, dass die Branche ihre Talsohle wohl nicht vollständig durchschritten hat. Nach wie vor bestehen vor allem weltweit erhebliche Überkapazitäten, die wie Blei auf den Stahlpreisen lasten. Lediglich eine stark steigende Nachfrage könnte daran etwas ändern. Eine solche wird aber insbesondere nach den immer schwächeren chinesischen Konjunkturdaten zunehmend unwahrscheinlicher!
Marc Nitzsche ist Herausgeber des Rohstoff-Trader.
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