Von Stefan Böhm
Während die großen Banken in den USA eine spektakuläre Auferstehung feiern, befindet sich die Branche in Europa noch im Krisenmodus. Dennoch wurden auch diesseits des Atlantiks bereits große Fortschritte im Finanzsektor gemacht. Die Risiken wurden beziehungsweise werden heruntergefahren, Kapitalquoten verbessert, Randbereiche abgestoßen. Auch in Europa und Deutschland werden die Bank-Aktien dadurch für Anleger wieder attraktiv.
Guter Zahlenreigen
In den USA haben die großen Bankhäuser vor allem wegen des wieder brummenden Investmentbankings die Gewinnerwartungen der Analysten übertroffen. In Europa sind die Banken noch nicht so weit, was auch an den kulturellen Unterschieden liegen mag. Während man in den USA radikalere Schritte geht, sucht man in Europa doch eher den Konsens und will Auflagen wie Basel III womöglich schon eher erfüllen als gefordert. Doch auch in Europa stehen die Banken wieder besser da, wie die jüngsten Quartalszahlen der Schweizer UBS zeigen. Baustellen in Sachen Konzernumbau gibt es jedoch nach wie vor, auch beim deutschen Branchenprimus Deutsche Bank. Darauf machten Presseberichte jüngst wieder aufmerksam, denen zufolge die Deutsche Bank bereits Ende 2015 die Vorgaben der Regulierer in Sachen Verschuldungsgrad erfüllen will. Das würde bedeuten, dass die Bilanzsumme nach US-Rechnungslegung um etwa 20 Prozent auf rund 1 Billion Euro schrumpfen müsste. Durch eine niedrigere Bilanzsumme würden sich die Kapitalquoten der Bank verbessern. Die Kapitalausstattung hatte immer wieder für Ärger gesorgt, zuletzt hatte Tom Hoenig, Chef der US-Einlagensicherung, die Bank als „schrecklich unterkapitalisiert“ bezeichnet. Mit derlei Vorwürfen will die Deutsche Bank nun offenbar endgültig aufräumen. Mit der milliardenschweren Kapitalerhöhung vor drei Monaten konnte das Institut die risikogewichtete Kernkapitalquote auf internationales Niveau bringen. Hoenig reichte das nicht, er zielte auf die Verschuldungsquote ab. Die ist in Europa allerdings umstritten.
Erneut Kapitalmaßnahmen?
Wie die Presseberichte zudem nahelegen, erwägt die Deutsche Bank neue Maßnahmen, um den Kapitalmarkt um weitere Milliarden anzuzapfen. So sollen Wandelanleihen im Volumen von 6 Milliarden Euro platziert werden – allerdings nur, wenn diese als Kernkapital anerkannt werden. Entsprechende Pläne könnten bereits bei der Vorlage der Quartalszahlen am 30. Juli vorgestellt werden. An sich sind Kapitalmaßnahmen für den Aktienkurs negativ einzustufen, weil der Gewinn verwässert wird. Schon die letzte Kapitalerhöhung wurde vom Markt jedoch sehr positiv aufgenommen, weil sie die Bank aus der Umklammerung der Krise herauslöste. Gelingt mit den neuen Maßnahmen ein weiterer Befreiungsschlag, dürfte sich der negative Impuls auf den Kurs in Grenzen halten. Auch charttechnisch sind die Aussichten für die Bankaktie positiv. Das Kurspotential reicht zunächst bis zum Widerstand bei 40 Euro.
Fazit: Die Deutsche Bank schreitet auf ihrem Weg zu mehr Stabilität und Profitabilität weiter voran. Zwar ist noch viel zu tun und es gibt nach wie vor viele Unbekannte und Risiken, so beispielsweise die kommenden Quartalszahlen und die möglichen Kapitalmaßnahmen. Die Aussichten sind jedoch auch angesichts der guten Vorgaben aus der Branche vielversprechend.
Stefan Böhm ist Chefredakteur des DaxVestor.
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