Von Marc Nitzsche
Glücklicherweise kommt es nicht allzu oft vor, dass Standardwerte an einem Börsentag mehr als 20 Prozent in den Keller rauschen. Ab und an passiert es allerdings doch und manchmal trifft es dann sogar alle Aktien einer Branche. So erging es in der vergangenen Woche den Papieren aus dem Düngemittel-Sektor. Häufig stellen derartige Panik-Reaktionen an den Finanzmärkten interessante Einstiegsgelegenheiten dar. Auch dieses Mal?
Ausgelöst wurde das Blutbad bei Düngemittel-Aktien durch die Ankündigung des russischen Kali-Produzenten Uralkali, die Vertriebskooperation mit Belaruskali zu beenden. Der globale Kali-Branchenprimus wirft seinem Partner vor, sich nicht an die vereinbarten Mengen-Begrenzungen gehalten und mehr Kali als vereinbart auf den Markt gebracht zu haben. Gerade bei einem Rohstoff, der alles andere als knapp ist, lassen sich die Preise so natürlich nicht künstlich hoch halten.
Nach der Beendigung der Zusammenarbeit braucht sich auch Uralkali nicht mehr an die Begrenzungen zu halten. Und von dieser Freiheit wollen die Russen umfassend Gebrauch machen. Bereits im nächsten Jahr soll die Kali-Produktion im Vergleich zu 2013 um 30 Prozent steigen. Diese Vorgehensweise könnte laut Uralkali dazu führen, dass der Kali-Preis von derzeit etwa 400 auf 300 US-Dollar abstürzt. Dennoch erscheint die Kursreaktion etwas übertreiben. Denn bei 300 US-Dollar werden vor allem Hersteller mit hohen Produktionskosten wie beispielsweise K+S einige Minen schließen müssen, was eine Entspannung an der Angebotsfront zur Folge hat.
Marc Nitzsche ist Herausgeber des Rohstoff-Trader.
Der obige Text spiegelt die Meinung der jeweiligen Autoren wider. Instock übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche rechtliche oder sonstige Ansprüche aus.