Von Wolfgang Braun
Die Deutsche Börse hat den Dax bis 1959 zurückgerechnet. Nimmt man die Entwicklung der vergangenen 53 Jahre unter die Lupe, zeigen sich klare saisonale Muster. So bringt der Jahreswechsel regelmäßig ordentliche Gewinne. Von November bis April ging es in zwei Drittel aller Jahre aufwärts. Eine kleine Schwächephase gab es allenfalls im Februar, dem einzigen Monat in dieser Periode, in dem der Dax im Schnitt weniger als 1 Prozent gewonnen hat. Von November bis April gab es in den 53 Jahren auch nur insgesamt sechs Monate, in denen der Index einen Verlust von mehr als 10 Prozent erlitt.
Hektischer Herbst
„Sell in May and go away“ ist ein beliebter Börsenspruch. Und der Mai bescherte dem Dax historisch tatsächlich ein klitzekleines Minus. Ein Verkauf im Frühjahr ist dennoch nicht angesagt, weil man dann den traditionell ordentlichen Juni sowie den meist starken Juli versäumt. Danach ist allerdings Vorsicht angebracht. Denn ab August startet oft eine hektische Börsenphase, die den Kursen empfindliche Verluste bescheren kann. Alleine im August, September und Oktober gibt es seit 1959 zusammen 14 Monate, in denen der Dax mehr als 10 Prozent eingebüßt hat. Den größten Monatsverlust brachte der September 2002 (-25,4 Prozent), gefolgt vom Oktober 1987 (-21,5 Prozent). Den dritten Rang sichert sich der August 2011 mit einem Minus von 19,2 Prozent. Der September ist klar der schwächste Monat in der Historie. Der brachte dem Dax ein durchschnittliches Minus von knapp 2 Prozent und schnitt nur in 40 Prozent der Fälle mit einem positiven Vorzeichen ab.
Komplett auf statistische Daten sollten sich Anleger sicher nicht verlassen. Es gibt auch Jahre, in denen der Herbst für die Börsen eine besonders ertragreiche Zeit war. Seit Jahresbeginn sind Dax und vor allem TecDax aber schon stark gelaufen. Die Bewertungen sind zwar noch nicht extrem, aber die Phase der Schnäppchenpreise ist vorbei. Gerade bei den Hightechs scheinen einige Titel überreizt. Eine etwas straffere Geldpolitik der Federal Reserve oder ein Aufflackern der Euro-Krise (etwa nach der Bundestagswahl) könnte neue Verunsicherung bringen. Da die Geldpolitik der Notenbanken ein Stützpfeiler bleiben dürfte, erwarte ich zwar keinen Börsenabsturz, eine Korrektur halte ich aber für realistisch. Erhöhte Vorsicht in Form einer etwas höheren Cash-Quote ist im Herbst meiner Meinung nach kein Fehler.
Wolfgang Braun ist Chefredakteur des Börsenbriefs „Aktien-Strategie“. Weitere Informationen zum Börsenbrief finden sie hier.
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