Von Bernd Niquet
Ich habe nie etwas mit Bertolt Brecht zu tun gehabte, weil mich seine Thesen nie ansprachen. Doch jetzt bin ich in einem Interview mit dem slowenischen Philosophen Slavoj Žižek auf ihn gekommen. Da geht es um die Proteste gegen das Verhalten der Banken.
Žižek sagt da: „Das Problem sind nicht korrupte Banker, mein Gott, Banker waren immer korrupt. Der springende Punkt ist, welche wirtschaftlichen Veränderungen es diesen Menschen ermöglichen, ihr korruptes Wesen auszuleben. Hier stimme ich Brecht zu: Versuche nicht, die menschliche Natur zu ändern. Menschen werden immer böse sein. Verändere die Umstände so, dass die Menschen ihre Bosheit nicht ausleben können.“
Auf der einen Ebene finde ich das sehr überzeugend, auf einer anderen hingegen keineswegs. Denn natürlich müssen die Menschen ihre Bosheit ausleben, ansonsten wird es irgendwann erst recht gefährlich. Ich denke, das ist in etwa auch Freuds Sichtweise bei seinem „Unbehagen in der Kultur“.
Am vergangenen Wochenende war ich wieder einmal auf einem großen Popkonzert. Und wenn ich sehe, wie die Leute da mitgrölen, aus sich gehen, sich mit Bier zuschütten und Kette rauchen, denke ich: Um Gottes Willen, wo würden diese Aggressionen wohl hingehen, wenn sie nicht den „Gottheiten“ dort oben auf der Bühne gelten würden, und was wäre mit den Zerstörungstrieben, wenn sie sich nicht auf die eigene Person richten würden?
Doch hier geht es ja noch nicht um das Böse, von dem Žižek und Brecht sprechen. Das wirklich Böse ist, zu töten. Auch das konnte der Mensch über Jahrtausende hinweg ziemlich offen ausleben. Doch heute wird das in den demokratischen westlichen Gesellschaften etwas schwierig damit.
Aus diesem Grunde halte ich die ganzen Computerspiele eigentlich für eine gute Sache. Sollen die jungen Leute sich doch dort austoben, das ist besser, als wenn sie es auf der Straße tun. Und dass hier deswegen bald nicht mehr zwischen Fiktion und Wirklichkeit unterschieden werden kann, wie manche behaupten, zweifele ich stark an.
Ein weiterer Weg, seine Tötungsphantasien auszuleben, besteht darin, Wissenschaftler zu werden. Hier ging gerade in dieser Woche ein Bericht durch die Presse, dass bei Ratten kurz nach dem Herzstillstand die Gehirnaktivität stark ansteigt, was man schließlich als Beleg für die Nahtoderlebnisse von Menschen nimmt.
Das heißt, die Forscher bringen Ratten um, um schauen dabei zu, was passiert. Ich halte Menschen, die so etwas tun, für Abschaum, denn sie vergehen sich an der Schöpfung. Im Grunde genommen sind sie gar nicht mehr als Menschen zu bezeichnen. Ich jedenfalls verzichte explizit auf alle „Erkenntnisse“, die aus Studien resultieren, bei denen man andere Lebewesen ermordet und ihnen beim Sterben zuschaut.
Wie harmlos sind dagegen Banker und Computerspiele. Und wie enorm explodiert dort der Fortschritt. Da müssen wir gar nicht über Leichen gehen.
Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
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Bernd Niquet, "Jenseits des Geldes, Zweiter Teil", Leipzig 2012, 570 Seiten, 18 Euro, ISBN 978-3-86268-873-9.
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