Von Stefan Böhm
In der sogenannten zweiten Reihe am deutschen Aktienmarkt, im MDax der mittelgroßen Unternehmen, finden sich nach wie vor interessante Aktien, so auch das Papier des Modekonzerns Gerry Weber. Noch 2012 machte das Unternehmen mit Wachstumsraten auf sich aufmerksam, die selbst internationale Branchengrößen wie H&M und Zara nicht erreichten. Erst das schlechte Wetter verhagelte Gerry Weber im zweiten Quartal 2013 das Geschäft.
Keine tiefergehende Krise
Am 14. Juni hatte Gerry Weber mit der Vorlage der Quartalszahlen auch die kurzfristige Geschäftsprognose nach unten korrigiert. So ging man ursprünglich von einem Jahresumsatz von 890 bis 900 Millionen Euro aus. Das Umsatzziel wurde auf 860 bis 870 Millionen Euro nach unten angepasst. An den mittel- und langfristigen Prognosen hält Gerry Weber jedoch weiterhin fest. Den Grund für die negativen Belastungen sieht das Unternehmen in den Wetterkapriolen, die 2013 den Verkauf in der Modeindustrie deutlich erschwerten. Die Analysten zeigten sich zwar enttäuscht, sehen jedoch keine tiefergehende Krise beim Modekonzern, zumal Gerry Weber sich immer noch besser als der Modesektor insgesamt in Deutschland entwickelte. Zudem hat sich die Unternehmensstrategie in den vergangenen Jahren bewährt. Fünf eigene Marken und die internationalen Wachstumsbestrebungen bilden die Grundlage für eine Fortsetzung der Gerry Weber Story. Dabei setzt das Unternehmen in den wichtigsten europäischen Kernmärkten auf das eigene Retail Geschäft. Eigene Läden verursachen zwar höhere Kosten, bringen aber auch höhere Erträge. Inzwischen gibt es 532 eigene Geschäfte, 286 Franchise-Geschäfte und 2.840 Shops-in-Shops.
Eine wichtige personelle Weichenstellung gab es Ende Juli. Die Börsenzeitung nannte es sogar eine Zeitenwende für Gerry Weber. Nach 40 Jahren zeichnet sich das Ende der aktiven Tätigkeit des Gründers, Namensgebers und Vorstandsvorsitzenden Gerhard Weber an. Sohn Ralf Weber ist seit 2009 in der Geschäftsführung tätig. Er übernimmt die Bereiche Retail und Unternehmensentwicklung und soll die Internationalisierung vorantreiben. Zudem wurde der Vorstand mit Arnd Buchardt erweitert, der für die Ressorts Wholesale, Lizenzen und Marketing zuständig ist. Buchardt ist bereits seit 2004 im Unternehmen tätig.
Fazit: Unter fundamentalen Gesichtspunkten ist die Gerry Weber-Aktie nicht mehr billig. Doch die Chancen stehen gut, dass Gerry Weber den Wachstumskurs langfristig fortsetzen kann. Charttechnisch hat sich die Aktie allerdings mit dem Anstieg über den mittelfristigen Abwärtstrend und die 200-Tage-Linie neues Aufwärtspotential bis in den Bereich von 39 Euro geschaffen.
Stefan Böhm ist Chefredakteur des DaxVestor.
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