Von Wolfgang Braun
Deutsche Banken haben ihren Kunden in den vergangenen Jahren in erheblichem Umfang Aktien angedreht, die sie selbst loswerden wollten. Das geht aus einer Studie hervor, die von drei Frankfurter Wissenschaftlern erstellt wurde. Aus der Studie läßt sich zwar nicht erkennen, ob die eigenen Bestände der Banken lediglich durch Anlageempfehlungen oder aktives Eingreifen von Portfoliomanagern in die Kundendepots umgeleitet wurden. Die Ergebnisse zeigen aber, daß es offensichtlich einen massiven Interessenkonflikt zum Nachteil der Kunden gegeben hat. Betroffen sind demnach alle Arten von Finanzhäusern: Großbanken, Sparkassen und Genossenschaftsbanken. Die neue Studie reiht sich ein in eine Vielzahl an anderen Skandalen, die sich die Finanzbranche in den vergangenen Jahren geleistet haben. Ob zwielichtige Geschäfte mit Schrottanleihen oder Derivaten, die Manipulation des Referenzzinses Libor oder mögliche Geldwäsche beim Handel mit Emissionsrechten – alle lassen nur einen Schluß zu: Für Finanzinstitute zählt vor allem der eigene Profit. Bleibt der Kunde bei den Geschäften auf der Strecke, ist das als Kollateralschaden hinzunehmen. So haben die Banker, einst in der Gesellschaft hoch geachtet, ihren Ruf innerhalb weniger Jahre ruiniert.
Skepsis angebracht
Die neue Studie zeigt einmal mehr, daß bei Geldgeschäften grundsätzlich Skepsis angebracht ist. Der Bank geht es in der Regel um den eigenen Profit, nicht um das Wohlergehen des Kunden. Möglicherweise sind ähnliche Vermögensverschiebungen auch eine Ursache für das traditionell schwache Abschneiden von Investmentfonds. Langfristige Vergleiche zeigen, daß die überwiegende Mehrheit der Fonds schlechter abschneidet als der Vergleichsindex. Es wäre für die Kunden also besser, über ETFs in die entsprechenden Märkte zu investieren. Die beste Alternative ist aber das direkte Investment in selbst ausgesuchte Aktien. Zwar fällt dabei ein gewisser Arbeitsaufwands an, dafür spart man sich aber die in der Regel hohen Gebühren. Dazu lassen sich über eine gezielte Auswahl überdurchschnittliche Renditen erzielen. Im langfristigen Schnitt schaffen Aktien eine jährliche Performance von rund 7 Prozent. Bei gezielter Auswahl attraktiver Wachstumswerte ist etwa das Doppelte drin. Selbst nach Abzug von Steuern bleiben so Renditen im prozentual zweistelligen Bereich. Und den Abzockern von den Banken geht man so aus dem Weg.
Wolfgang Braun ist Chefredakteur des Börsenbriefs „Aktien-Strategie“. Weitere Informationen zum Börsenbrief finden sie hier.
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