Von Wolfgang Braun
Auch wenn die Aktie von Alcoa nicht mehr im Dow Jones gelistet ist: Mit den Geschäftszahlen, die der Aluminiumhersteller am Dienstag nach Börsenschluß vorgelegt hat, begann die Berichtssaison für das dritte Quartal. In den nächsten Wochen werden die Unternehmen wieder den Geschäftsverlauf der zurückliegenden Monate melden. Traditionell starten die US-Konzerne, bei den deutschen Unternehmen dauert es drei, vier Wochen länger, bis die Quartalsberichte vorgelegt werden.
Zweistellige Zuwächse
Schaut man sich die Schätzungen für den S&P 500, den wohl wichtigsten Index weltweit, an, zeigt sich, daß die Analysten ihre Erwartungen in den vergangenen Monaten sukzessive nach unten geschraubt haben. Trotzdem liegt die Meßlatte relativ hoch: Für das dritte Quartal rechnen die Experten mit einem Zuwachs der operativen Gewinne von rund 12 Prozent. Im Schlußquartal soll es im Vergleich zu 2012 sogar um 25 Prozent aufwärts gehen. Traditionell versucht das Gros der Unternehmen die Analystenschätzungen im Vorfeld so zu drücken, daß am Ende die tatsächlichen Zahlen etwas besser als erwartet ausfallen. Für das dritte Quartal können Anleger daher durchaus mit einem zweistelligen prozentualen Ergebniszuwachs rechnen, zumal das Vorjahr relativ schwach ausgefallen war. Bei den Ausblicken dürften die Firmenchefs aber vorsichtig sein, zumal die laufende Haushaltsdebatte in den USA zusätzliche Unsicherheit hinsichtlich der weiteren Wirtschaftsentwicklung bringt. Es ist daher davon auszugehen, daß der Abwärtstrend bei den Gewinnschätzungen für das vierte Quartal und für 2014 noch anhält. Das könnte auch am Aktienmarkt vorübergehend für etwas Ernüchterung sorgen, zumal die Notierungen zuletzt kräftig zugelegt haben.
Blick voraus
Derzeit gehen die Analysten für 2014 von einem anhaltenden Aufwärtstrend bei den Ergebnissen aus. Die operativen Gewinne im S&P 500 sollen dann noch einmal um 13 Prozent anziehen. Daraus ergibt sich ein KGV für den Index von 14. Nimmt man die echten, unbereinigten Nettogewinne erhöht sich das Gewinnvielfache auf knapp 16. Damit sind die US-Aktien keine Schnäppchen mehr, aber im historischen Vergleich auch nicht zu teuer. Im Schnitt brachte es der S&P 500 seit 1988 auf ein Index-KGV (operativ) von 18,7. Auf Nettobasis waren es 24,4. Der Blick zurück ins Jahr 1990 zeigt, daß bei vergleichbaren Bewertungen wie heute noch eine jahrelange Rallye starten kann. Dank einer florierenden Wirtschaft und kräftig steigenden Unternehmensgewinnen schaffte der S&P 500 von 1990 bis zum Börsenhype um die Jahrtausendwende mehr als eine Vervierfachung.
Wolfgang Braun ist Chefredakteur des Börsenbriefs „Aktien-Strategie“. Weitere Informationen zum Börsenbrief finden sie hier.
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