Von Stefan Böhm
Neben dem weiterhin ungelösten Haushaltsstreit in den USA lasteten zum Wochenauftakt auch enttäuschende Handelsbilanzdaten aus China auf den Kursen. Trotzdem konnte der Dax auf ein neues Allzeithoch steigen. Die globale wirtschaftspolitische Großwetterlage wird inzwischen vom Haushaltsstreit in den USA dominiert. Die Sorgen wegen der Schuldenkrise in der Eurozone sind dagegen wieder in den Hintergrund getreten, vor allem weil sich die politische Lage in Italien entspannt hat. Dazu kommt, dass Irland als erstes Krisenland den Euro-Rettungsschirm Mitte Dezember verlassen will – solche positiven Meldungen hat die Eurozone bitter nötig. Auch die vor wenigen Wochen noch groß erscheinende Gefahr, dass der syrische Bürgerkrieg zu ernsten globalen Spannungen, vor allem zwischen den USA und Russland, führt, ist deutlich gesunken.
US-Konsumklima trübt sich wieder ein
Die Einschätzung der Konjunkturlage in den USA dagegen wird immer schwieriger. Die Veröffentlichungen der staatlichen Behörden werden wegen des „Shutdowns“ auch in dieser Woche verschoben, das betrifft unter anderem die Zahlen zur Industrieproduktion, den Verbraucherpreisen und wichtige Zahlen vom Häusermarkt. Da müssen wir uns an die wenigen Daten klammern, die noch zur Verfügung stehen, dazu zählt der Konsumklimaindex der Uni Michigan. Er ist im Oktober weiter gefallen, allerdings nicht ganz so stark wie erwartet. Nachdem er noch im Juli auf 85,1 Punkte und damit auf den höchsten Stand seit sechs Jahren gestiegen war, ist er mit 75,2 Punkten von diesem Niveau inzwischen wieder ein ganzes Stück entfernt. Die Stimmungseintrübung hat sicher auch mit dem Fiskalstreit zu tun, wahrscheinlich war die Verbraucherstimmung im Juli aber auch besser als die Lage, so dass der Rückgang zumindest teils als Normalisierung einzustufen ist.
Robuste Quartalszahlen zu erwarten
In dieser Woche kommt die Quartalssaison in den USA so richtig in Schwung. Ab Dienstag veröffentlichen jeden Tag eine ganze Reihe von Konzernen ihre Zahlenwerke für das dritte Quartal, darunter alle wichtigen Großbanken von Citigroup bis Goldman Sachs sowie solche Hausnummern wie Ebay, Intel, IBM und General Electric. Am kommenden Montag startet dann mit SAP auch die Quartalssaison der Dax-Unternehmen. Insgesamt rechnen wir mit robusten Ergebnissen, negative Überraschungen dürften in der Minderheit bleiben. Positive Überraschungen könnte es dagegen eher bei den Zahlen europäischer und asiatischer Unternehmen geben, weniger bei den US-Unternehmen. Das liegt daran, dass auch die Konjunkturdaten aus Europa, Japan und Asien zuletzt über den Erwartungen lagen, während die USA leicht enttäuschten. Zudem ist es so, dass beispielsweise die Aktien europäischer Unternehmen im Schnitt niedriger bewertet sind als ihre US-Pendants; das lässt mehr Spielraum für positive Überraschungen.
Fazit: An den Börsen herrscht eine abwartende Stimmung. Sollte allerdings der Haushaltsstreit in den USA eine Lösung finden, selbst wenn sie nicht langfristig angelegt ist, dann würde sich der Fokus der Börsianer weltweit voraussichtlich wieder auf den – wenn auch moderaten – Aufschwung der Weltkonjunktur richten. Weitere Kursgewinne wären dann zu erwarten. Voraussetzung ist aber, dass die Quartalsberichte aus den USA nicht enttäuschen.
Stefan Böhm ist Chefredakteur des DaxVestor.
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