Von Wolfgang Braun
Jahrzehntelang lieferten sich Aktien- und Anleihemärkte hinsichtlich der erzielbaren Rendite ein Kopf- an Kopf-Rennen. In diesem Jahr dürfte das Resultat klar ausfallen. Während der Dax bislang ein prozentual zweistelliges Plus eingefahren hat, liegen viele Rentenfonds im Minus. Und auch für die nächsten Jahre sind Aktien klar im Vorteil.
Goldene Zeit für Anleihen vorbei
Neben den Kursen wird die gesamte Wertentwicklung bei Aktien zusätzlich von den Dividenden, bei Anleihen von den jährlichen Zinszahlungen gespeist. Rentenpapiere verzeichneten über drei Jahrzehnte nahezu kontinuierliche Wertzuwächse. Zu Beginn der 80er-Jahre lagen die Zinsen bei 15 Prozent und gingen seither auf bis zu 1 Prozent im Jahr 2012 zurück. Das hat für diesen Zeitraum nicht nur üppige Kupons, sondern auch starke Kursgewinne für Anleihen gebracht. Aktien erlebten zwischen 1980 und der Jahrtausendwende zwar auch einen Boom, litten dann aber unter mehreren Krisen. Erst seit 2009 geht es wieder aufwärts und sofern sich die Weltwirtschaft wie prognostiziert weiter erholt, sind die Perspektiven für Aktien ordentlich. Zwar sind die Bewertungen in den vergangenen Jahren gestiegen, auf Basis der Analystenschätzungen für 2014 ergibt sich für den Dax aber ein KGV von weniger als 12. Das liegt unter dem langfristigen Schnitt. Dagegen sind die vermeintlich sicheren deutschen Anleihen mit einem KGV von mehr als 50 extrem teuer. Steigen die Zinsen wie in diesem Jahr, müssen Anleger fallende Kurse verkraften, die eventuell sogar die schmalen Zinszahlungen auffressen. Auch bei der zweiten Komponente schneiden Aktien besser ab: Aktuell liegt die Dividendenrendite bei den Blue Chips aus dem Dax mit knapp 3 Prozent deutlich über den 1,9 Prozent, die eine zehnjährige Bundesanleihe abwirft. Bei Aktien gibt es also noch Chancen, bei Anleihen sind die goldenen Zeiten dagegen vorbei.
Aktien untergewichtet
Die Deutschen meiden das Risiko und investieren daher bevorzugt in festverzinsliche Papiere. Spätestens mit dem Schuldenschnitt für Griechenland haben aber Anleihen ihren Nimbus als sichere Investments verloren. Dünne Renditen bei erhöhtem Risiko könnten zunehmend bisherige Inhaber von Rentenpapieren an die Aktienmärkte locken. Bislang machen Dividendentitel nur einen Bruchteil des Vermögens der Bundesbürger aus. Sollte sich hier ein Trend etablieren, dürften diese Vermögensumschichtungen Dax & Co viele Jahre kontinuierlich in die Höhe schieben.
Wolfgang Braun ist Chefredakteur des Börsenbriefs „Aktien-Strategie“. Weitere Informationen zum Börsenbrief finden sie hier.
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