Von Stephan Feuerstein
„Sell in may and go away – but remember: come back in september“. Eine alte Börsenregel, die an dieser Stelle bereits schon mehrfach zitiert wurde. Der Ausstieg im Mai und das Wiederkehren im September führen statistisch tatsächlich zu einer Outperformance gegenüber dem Dax. Natürlich gibt es immer das berühmte Haar in der Suppe, nachdem der berühmte Crashmonat September in diesem Jahr keiner war. Wer allerdings Ende September den Einstieg gewagt hat – und sich damit an der zuvor erwähnten Börsenregel orientiert – der konnte in diesem Jahr bislang einen ordentlichen Gewinn einfahren. Rein statistisch muss die Rallye damit aber noch nicht zu Ende sein. Denn der November und vor allem der Dezember glänzen in der langfristigen Betrachtung ebenfalls in den meisten Fällen mit Zugewinnen. Allerdings ist der Dax in den vergangenen Wochen sehr gut gelaufen. Droht nun doch eine Trendwende nach unten – und damit eine Tendenz entgegen der üblichen Jahreszyklik?
Deutschland bleibt gefragt
Vor allem der schwache US-Dollar, der infolge des US-Haushaltsstreits an Wert gegenüber dem Euro verloren hat, dürfte Anleger aus Übersee hierzulande anziehen. Wenngleich sich natürlich der Dax damit nicht von der Wall Street abkoppeln kann, dürfte der Investitionsfluss doch eher Richtung Deutschland beibehalten bleiben.
Obwohl viele Anleger von weiter steigenden Notierungen ausgehen, ist die Mehrheit doch interessanterweise nicht für diese Tendenz positioniert. Vielmehr wartet der eine oder andere Akteur sehnsüchtig auf einen Rücksetzer, mit welchem man sich dann noch einmal nachträglich günstig für die Aufwärtstendenz positionieren kann. Das Lustige daran ist, dass dies eigentlich immer so ist und dass es ein weiteres Börsenphänomen gibt, das sich „Limit bei Erreichen streichen“ nennt. Soll heißen: Käme es tatsächlich zu dem gewünschten Rücksetzer, wird die Angst vor einer Trendwende und damit vor weiter fallenden Kursen wieder so groß, dass die einst erhofften Einstiegskurse nun nicht mehr als günstige Gelegenheit wahrgenommen werden, so dass in diesem Fall erneut der (antizyklische) Einstieg verpasst wird. Und genau da liegt die große Kunst an der Börse: Antizyklisch bei klaren Signalen agieren und gegebenenfalls auf diese warten!
Stephan Feuerstein ist Chefredakteur des Börsenbriefes "Hebelzertifikate-Trader". Weitere Informationen zum Börsenbrief finden sie hier.
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