Von Wolfgang Braun
Am Mittwochabend gab die Federal Reserve das Ergebnis ihrer jüngsten Sitzung bekannt. Wie von Analysten erwartet stimmten die US-Notenbanker für eine Fortsetzung des Anleihekaufprogramms von 85 Milliarden Dollar im Monat. Zuletzt kamen eher verhaltene Konjunkturdaten aus den USA. Dazu sind die Auswirkungen des Behördenstillstands sowie des Etatstreits kaum zu überblicken. Dazu droht bereits im Januar die Fortsetzung des Finanztheaters, wenn das Provisorium für das Schuldenlimit abläuft und sich die Kontrahenten auf einen neuen Kompromiss einigen müssen.
Die daraus resultierenden Unsicherheiten für die US-Konjunktur dürften die Mitglieder der Notenbank zu einer Fortsetzung der ultra-lockeren Geldpolitik treiben, weil man die zarte wirtschaftliche Erholung nicht abwürgen will. Experten rechnen damit, dass das Anleihekaufprogramm frühestens im ersten Quartal 2014 zurückgefahren wird. Aber selbst dann wird der Kurs der Federal Reserve expansiv bleiben. Eine Abkehr von der Null-Zinspolitik ist nicht vor Mitte 2015 zu erwarten.
Und Europa?
Mario Draghi hat unmissverständlich signalisiert, dass er die Krisen geschüttelte europäische Wirtschaft ebenfalls stützen will. Im Mai wurden die Leitzinsen entsprechend auf 0,5 Prozent gesenkt. Für den Fall einer Verschärfung der Probleme hat der EZB-Chef zusätzliche Stützmaßnahmen für die Rentenmärkte betroffener Staaten angekündigt. Bislang haben die Ankündigungen ausgereicht, um den Markt zu beruhigen. Der quasi Blanko-Scheck zeigt aber, dass auch die EZB bei Bedarf bereit steht und die Geldschleusen ein Stück weiter öffnet.
Sachwerte bevorzugt
Die Inflationsraten befinden sich aktuell auf dem Rückzug und liegen sowohl in Europa als auch den USA unter den angestrebten Zielmarken. Wegen der hohen Arbeitslosenzahlen und den stagnierenden Rohstoffpreisen ist – zumindest vorerst – kein Inflationsdruck zu erwarten. Das erleichtert den Notenbanken die Fortsetzung ihrer laxen Geldpolitik. Die Liquiditätsflut dürfte weiter für einen Anstieg bei den Sachwerten sorgen. Die Aktienmärkte spurten von einem Rekordhoch zum nächsten, der Case-Shiller-Hauspreisindex in den USA verbuchte im August den höchsten Zuwachs seit Februar 2006. Nur die Edelmetalle konnten von der Geldflut zuletzt nicht profitieren. Das kann sich aber ändern. Denn das laufende geldpolitische Experiment birgt langfristig enorme Risiken. Und Gold spielt seine Stärken vor allem in Krisenzeiten aus.
Wolfgang Braun ist Chefredakteur des Börsenbriefs „Aktien-Strategie“. Weitere Informationen zum Börsenbrief finden sie hier.
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