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Wir Schlafwandler

Samstag, 18. Januar 2014 um 09:08

Von Bernd Niquet

Gegenwärtig wird viel über das Jahr 1914 geschrieben und berichtet. Es sind neue Bücher über den Ausbruch des Ersten Weltkrieges erschienen. Darüber hinaus wird in vielen Publikationen versucht, Ähnlichkeiten zwischen der damaligen Situation und dem Heute herauszuarbeiten.

Ich habe das immer für totalen Unsinn gehalten. Allerdings nur bis zu dieser Woche.

Zur Einstimmung darauf möchte ich kurz den ersten Satz von Stefan Zweigs Buch „Die Welt von Gestern“ zum Besten geben. Da schreibt er: „Wenn ich versuche, für die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, in der ich aufgewachsen bin, eine handliche Formel zu finden, so hoffe ich am prägnantesten zu sein, wenn ich sage: es war das goldene Zeitalter der Sicherheit.“

Das kommt einem sehr bekannt vor – oder? Denn leben wir nicht derzeit ebenfalls in einem goldenen Zeitalter der Sicherheit?

Nun muss man allerdings berücksichtigen, dass dieser Satz in den Jahren 1939 bis 1941 geschrieben wurde, also mitten in der schlimmsten Katastrophe der Menschheit und kurz vor dem Freitod des Autors. Da erscheint natürlich schnell etwas golden. Auch sehen wir eigentlich generell unsere Kindheit und Jugend stets als goldene Zeit, auch wenn sie das bei näherem Hinsehen in den wenigstens Fällen tatsächlich gewesen ist.

Trotzdem, damals war die fast tausendjährige Monarchie in Österreich ein Garant der Stabilität des Rechtssystems, der Normen und des Geldes. Und dieses Gefühl der Sicherheit wurde zum Lebensideal von Millionen. Bis dann, gleichsam von einem auf den anderen Tag und in völlig überflüssiger Weise, alles aufs Spiel gesetzt und verloren worden ist.

In dieser Woche hatte ich das Glück, einem Vortrag von Professor Hans-Werner Sinn in Berlin über die Eurokrise beiwohnen zu dürfen. Der Andrang war derart riesig, dass man in einen größeren Saal umziehen musste und selbst dann noch viele Leute stehen mussten. Das Publikum bildete keinen Querschnitt der Gesellschaft, es war eher eine Spezialklientel, die meisten weit über sechzig Jahre und anscheinend extrem eurokritisch.

Sinn trat als sehr reflektierter Referent auf, kein Dogmatiker, nicht voreingenommen, die reine Faktenlage schildernd, aber eben auch nichts verschweigend. Deutlich zeigte er, in welcher schwierigen Lage wir uns gegenwärtig befinden, die noch längst nicht beendete Eurokrise, die letztlich unlösbar ist, doch irgendwie in den Griff zu bekommen.

In diesem Moment kommt nun das Publikum ins Spiel. Jedes Mal, wenn Sinn auf die Mitschuld von Griechenland kam, brandete Beifall auf. Und wenn es dann um die schwierige Situation Frankreichs ging, wurde der Beifall noch lauter.

Ich habe mich gegruselt. Anscheinend brechen jetzt quer durch Europa Gräben auf, von denen ich niemals geglaubt hätte, dass sie noch existieren. Der pure Revanchismus, grauenhaft. Und wenn diese Tattergreise im Publikum noch Gewehre halten könnten, würden sie wahrscheinlich wieder zu ihnen greifen, fürchte ich. Dabei sind sie es doch gerade, die reichen und betagten Vermögenseigner, die von den ganzen Rettungsprogrammen profitieren. Für sie hat man eine ganze Generation Jugendlicher aus Südeuropa geopfert.

Die jungen Leute sind heute in einer extrem schwierigen Situation, doch ihnen vertraue ich weit mehr als den Alten. Denn sie sind Kosmopoliten. Die Apple-Generation hat den Nationalismus in den Hintergrund gedrängt und wird nicht aufeinander schießen. Das ist meine ganze Hoffnung.

Ansonsten jedoch prallen die Machtblöcke in einer Weise aufeinander, dass das durchaus mehr als nur ein unangenehmes Gefühl bei mir erzeugt. Wir glauben uns derzeit hellwach, sind aber doch auch irgendwie Schlafwandler.

Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.

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Bernd Niquet, "Jenseits des Geldes, Dritter Teil", Leipzig 2013, 607 Seiten, 18 Euro, ISBN 978-3-95488-235-9.

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