Von Wolfgang Braun
Seit Jahren ringen EU-Politiker um die Einführung einer Finanztransaktionssteuer. Vor allem nach dem Einzug der Sozialdemokraten in die deutsche Regierung hat dieses „Lieblingsprojekt der Linken“ wieder Auftrieb erhalten. Prinzipiell ist gegen eine Abgabe auf Finanzgeschäfte nichts einzuwenden. Voraussetzung dafür ist allerdings, daß die Umsetzung auch den ursprünglichen Zielen dient und ohne größere negative Effekte bleibt. Prinzipiell werden mit der Finanztransaktionssteuer zwei Ziele verfolgt: Zum einen soll damit aus der Finanzbranche ein Teil der erhaltenen Staatshilfen abgesaugt werden. Anders ausgedrückt: Der Staat erhofft sich zusätzliche Einnahmen, die bevorzugt von Reichen stammen.
Daneben strebt man mit den zusätzlichen Abgaben eine Verteuerung von riskanten Geschäften an. Diese spekulativen Transaktionen werden für die Verwerfungen in der Finanzkrise verantwortlich gemacht. Da die Geschäfte sehr dünne Margen aufweisen, hoffen die Politiker, mit einer zusätzlichen steuerlichen Belastung diesen schmalen Gewinn aufzuzehren und so den Zocker-Sumpf auszutrocknen.
Koordination nötig
Die beiden Ziele lassen sich nur erreichen, wenn sich zumindest die wichtigsten Finanzplätze weltweit auf eine Einführung einigen könnten und zugleich eine Einbeziehung aller Transaktionen erfolgt. Leider entfernt sich die europäische Politik immer weiter von dieser Idealvorstellung. Der jüngste Vorschlag sieht vor, daß die Abgaben erst einmal nur auf Aktiengeschäfte erhoben werden sollen. Später dann auf Anleihen und Derivate. Ob diese Erweiterung aber kommt, ist mehr als fraglich. Denn die Politiker bringen offenbar nicht den Mut auf, die echten Schuldigen an der Finanzkrise zu belangen.
Die Zockereien finden heute nicht am Aktienmarkt, sondern vor allem beim Derivatehandel statt. Diesen von der Transaktionssteuer auszunehmen, zeugt bereits von einem wenig durchdachten Vorschlag. Bei Aktien sind dagegen vor allem die „Normalanleger“ investiert, die nach der Abschaffung der Spekulationsfrist dann den nächsten Schlag hinnehmen müßten. Statt das Investment in Unternehmen (und damit die Schaffung von Arbeitsplätzen) zu unterstützen, würden die Politiker die ohnehin maue Aktienkultur in Deutschland weiter untergraben. Die aktuellen Pläne werden so zur Farce und sollten besser ad acta gelegt werden.
Wolfgang Braun ist Chefredakteur des Börsenbriefs „Aktien-Strategie“. Weitere Informationen zum Börsenbrief finden sie hier.
Der obige Text spiegelt die Meinung der jeweiligen Autoren wider. Instock übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche rechtliche oder sonstige Ansprüche aus.