Von Stefan Böhm
Deutschlands größtes Bankhaus plant eine Kapitalerhöhung im Volumen von 8 Milliarden Euro. Ist das nun der lang erwartete Befreiungsschlag für die Deutsche Bank? Zur Absicherung der Kapitalerhöhung wurde jedenfalls schon ein Großinvestor gefunden, der 1,75 Milliarden Euro übernehmen soll. Ein Scheich aus Katar wird künftig rund 6 Prozent an der Deutschen Bank halten. Ab dem 6. Juni werden dann 300 Millionen weitere Aktien wahrscheinlich mit einem großen Abschlag zum Kauf angeboten.
Mit der Kapitalerhöhung tritt die Deutsche Bank die Flucht nach vorne an. Die Leverage Ratio (das Verhältnis von Eigenkapital und Risikokapital) steigt dadurch von 2,5 auf 3,1 Prozent und somit erstmals über die von Basel III geforderte Hürde von 3,0 Prozent. Die harte Kernkapitalquote erreicht 11,8 Prozent. Ein peinliches Ergebnis beim Bankenstresstest der EZB ist damit abgewendet. Zugleich wurde jedoch auch das Renditeziel um ein Jahr nach hinten verschoben. Dennoch gibt die Kapitalerhöhung dem Vorstand auf lange Sicht wieder mehr Spielraum.
Ein weiteres Motiv, ausgerechnet jetzt die Kapitalerhöhung durchzuziehen, dürfte auch der chronische Kapitalbedarf bei den europäischen Branchenkollegen sein. Experten rechnen damit, dass der Stresstest zu einer ganzen Welle von Kapitalerhöhungen bei europäischen Banken führen könnte. Da ist es wichtig, zuerst zuzuschlagen, solange der Markt noch genug hergibt.
Dennoch dürfte die Aktie der Deutschen Bank nun erst einmal unter Druck stehen, denn bis sich der Turnaround einstellt, wird es noch dauern. Sichtbarer Ausdruck für die unbefriedigende Lage ist die seit fünf Jahren stagnierende Dividende. Daher ist es nur konsequent, dass die Deutsche Bank nun gründlich aufräumt.
Stefan Böhm ist Chefredakteur des DaxVestor.
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