Von Marc Nitzsche
Noch vor einigen Jahren galt die Öl-Gewinnung aus Teer-Sand als Weisheit letzter Schluss, um den Bedarf der Menschheit an schwarzem Gold auf unabsehbare Zeit sicherzustellen. Immerhin gehen Experten davon aus, dass allein in Kanada 170 Milliarden Barrel Erdöl in dem dickflüssigen Gemisch aus Bitumen, Sand und Ton gebunden sind. Dessen ungeachtet bestehen mittlerweile immer mehr Zweifel, dass die Planungen, den gegenwärtigen Ausstoß von täglich 2,8 Millionen Barrel des Schmierstoffs der Weltwirtschaft bis 2025 auf 4,7 Millionen Fässer zu steigern, realistisch sind.
Umwelt-Schäden bewirken Nachfrage-Kollaps
Denn die „Mond-Landschaften“, welche die Energie-Konzerne nach der Ausbeutung derartiger Lagerstätten zurücklassen und die Zerstörung von Indianer-Reservaten haben dazu geführt, dass die Nachfrage nach dem „schmutzigen Öl“ kontinuierlich zurückgeht. Und dieser Trend könnte künftig sogar noch an Dynamik gewinnen, nachdem eine wissenschaftliche Studie zu dem Ergebnis gelangt ist, dass die Ölsand-Förderung bis zu tausendmal mehr Umweltgifte und krebserzeugende Stoffe freisetzt als bei einer konventionellen Gewinnung. Einige Großprojekte wurden deshalb bereits bis auf weiteres auf Eis gelegt.
Abgesehen von ökologischen Bedenken bestehen auch ökonomische Zweifel an der Ölsand-Technologie. Vorkommen, die heute erschlossen werden, benötigen einen Öl-Preis von 80 Dollar, um rentabel arbeiten zu können. Im Vergleich dazu lässt sich das schwarze Gold mittels Fracking fast zum Null-Tarif gewinnen. Sollte sich die vermutete Gefährlichkeit dieser Methode nicht bestätigen, könnte es für die Ölsand-Branche tatsächlich immer enger werden.
Marc Nitzsche ist Herausgeber des Rohstoff-Trader.
Der obige Text spiegelt die Meinung der jeweiligen Autoren wider. Instock übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche rechtliche oder sonstige Ansprüche aus.