Von Stephan Feuerstein
Was den Autofahrer an der Tankstelle erfreut, ärgert indirekt die europäischen Notenbanker. Mit dem wie ein Stein fallenden Ölpreis erhält man die Tankfüllung zu einem Preis aus längst vergessenen Zeiten. Genau dieser fallende Ölpreis lässt aber auch die Inflationsrate weiter sinken und drückt diesen Wert weiter gefährlich nahe an den Bereich, bei dem man von einer „Gefahr deflationärer Tendenzen“ sprechen könnte. Dabei warten die Konsumenten auf noch günstigere Preise und üben sich daher in Zurückhaltung. Genau dies hilft der Konjunktur nicht auf die Sprünge, die aktuell in der Eurozone nicht unbedingt Höhenluft schnuppert.
Geldhahn bleibt offen
Entsprechend versuchen die Notenbanker um EZB-Chef Mario Draghi, dieser Gefahr frühzeitig durch eine Liquiditätsschwemme zu begegnen. Da die Zinsen schon historische Tiefststände erreicht haben und neuerdings die ersten Banken mit Negativzinsen Schlagzeilen machen, werden von der EZB Wertpapiere in großem Umfang aufgekauft. Politisch ist dieser Kurs durchaus umstritten, Aktienanleger sind allerdings erfreut. So ist die einfache Gleichung „Viel billiges Geld = steigende Kurse am Aktienmarkt“ auch in der heutigen Zeit noch gültig. Bereits vor vielen Jahren hatte es André Kostolany so formuliert: „Wenn die Zinsen nahe Null gehen: Hirn ausschalten und Aktien kaufen“. Eine Weisheit, die sicherlich auch noch in 50 Jahren ihre Gültigkeit haben wird.
Rücksetzer wird kommen
Doch Vorsicht bei allzu viel Euphorie! Der aktuelle Anstieg ist sehr rasch und heftig und könnte seinen vorläufigen Gipfel zum Jahreswechsel sehen. Dies bedeutet, dass man in den ersten Wochen des neuen Jahres durchaus noch einmal zu einem günstigeren Niveau zum Zuge kommen könnte. Allerdings verspricht das kommende Jahr nicht zuletzt wegen der hierzulande vorhandenen Geldschwemme weiterhin erfreulich zu werden. Auch die Tatsache, dass es sich in den USA um ein Vorwahljahr handelt, die statistisch zu den besten Börsenjahren gehören, lässt auf weiter steigende Kurse hoffen. Nur eben mit dem Einstieg, da könnte sich das lohnen, was den meisten Anlegern die größten Schwierigkeiten bereitet: Abwarten!
Stephan Feuerstein ist Chefredakteur des Börsenbriefes "Hebelzertifikate-Trader". Weitere Informationen zum Börsenbrief finden sie hier.
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