Von Thomas Grüner
Per Saldo zeigt sich der deutsche Aktienmarkt wenige Handelstage vor Ende des Börsenjahrs 2014 auf Jahressicht fast unverändert. Dax und MDax bewegen sich aktuell rund 1 Prozent unter den Jahresendständen 2013. Trotz nervöser werdenden Schwankungen wird 2014 voraussichtlich mit einer Veränderung im einstelligen Prozentbereich in die Bücher eingehen. Ein ungewöhnliches Jahr!
Denn für den Dax gilt: „Große“ Bewegungen sind die Regel, nicht die Ausnahme! Der durchschnittliche Zuwachs in positiven Jahren beträgt 26,07 Prozent, in negativen Jahren fällt der Dax im Schnitt um 19,67 Prozent. Eine Bewegung im einstelligen Prozentbereich konnte man zuletzt vor zehn Jahren beobachten: Im typischen Übergangsjahr 2004, als der enorme Anstieg des Vorjahres „verdaut“ werden musste und gleichzeitig der Grundstein für einen fortgeführten Bullenmarkt gelegt wurde. Auch 2014 fügt sich nahtlos in die Reihe dieser volatilen und von einer durchwachsenen Wertentwicklung geprägten „4er-Jahre“ ein.
Geruhsames Jahr?
Wie so oft täuscht das Endergebnis über das tatsächlich Erlebte hinweg. 2014 war keinesfalls ein geruhsames Jahr für deutsche Aktienanleger! Die scharfe Korrektur im Oktober, die Berg- und Talfahrt im Dezember – das ist vorerst das, was im Gedächtnis bleibt. Psychologisch betrachtet werden Abwärtsbewegungen doppelt so stark wahrgenommen wie Aufwärtsbewegungen derselben Größenordnung. Erst in der Rückbetrachtung wird man dem Börsenjahr 2014 deshalb wohl etwas Positives abgewinnen können. Sind die übergeordneten Rahmenbedingungen intakt, sorgt ein Jahr der Pause für „aufgestaute“ positive Effekte, die in den Folgejahren für umso explosivere Aufwärtsbewegungen sorgen können. Der Preis für diesen Zuwachs: Eine gesteigerte Volatilität, die sich bereits im laufenden Jahr angedeutet hat. Typisch für die reifere Phase eines Bullenmarkts!
Und diese übergeordneten Rahmenbedingungen könnten in der Tat kaum besser sein! Die globale Konjunktur zeigt sich trotz regionaler Schwächephasen von der robusten Seite, zudem sind die Aktienmärkte gegenüber den Anleihemärkten durch den Zins-Kollaps 2014 nochmals deutlich attraktiver geworden. Die Unternehmen zeigen Stärke, störende politische Einflüsse sind nicht vorhanden, und auch die Marktstimmung ist günstig: Die moderate Wertentwicklung an den Aktienmärkten in 2014 hat keinesfalls zu gesteigertem Optimismus geführt, sondern viel eher eine zermürbende Wirkung auf die Anleger entfaltet. Keine Euphorie weit und breit!
Erfolgsrezept für die Zukunft
Globale Diversifikation und eine mittel- bis langfristig ausgerichtete Strategie! 2014 gibt insbesondere deutschen Anlegern den Hinweis, dass zahlreiche globale Chancen auch zukünftig nicht genutzt werden können, wenn man sich ausschließlich auf den Heimatmarkt konzentriert – und damit auf lediglich 4 Prozent des weltweiten Angebots zurückgreift. Die Märkte sind bereits sehr selektiv (am Beispiel BRIC: Brasilien und Russland klare Verlierer 2014, Indien und China klare Gewinner) und werden auch weiterhin selektiv bleiben. Neben einer sorgfältig gewählten Diversifikation ist deshalb auch Weitblick gefragt: Nur so können Korrekturen, Schwankungen und Schwächephasen rational eingeordnet werden. Es wird auch 2015 nicht einfach sein, dem Bullenmarkt die Treue zu halten!
Fazit: Die moderate Wertentwicklung an den Aktienmärkten im Jahr 2014 hat den laufenden Bullenmarkt nicht beliebter gemacht, sondern die Anleger viel eher zermürbt und enttäuscht. Die Mauer der Angst schafft es problemlos in die nächste Runde: Ein positiver Faktor für das Börsenjahr 2015.
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Thomas Grüner ist Firmengründer und Geschäftsführer der Vermögensverwaltung Grüner Fisher Investments GmbH. Weitere Informationen unter www.gruener-fisher.de.
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