Von Stefan Böhm
Analysten wurden in den vergangenen Jahren oft für ihre Fehlprognosen kritisiert. Tatsächlich gab es viele Extrem-Fehlbewertungen der Märkte. Doch einige Analysten landeten auch so manchen Volltreffer, der das Marktgeschehen 2014 korrekt vorhersagte. Immerhin zehn Analysten hatten den Dax vor Jahresfrist in einer Bandbreite von 9.500 bis 10.000 Punkten erwartet. Beim Dow Jones lagen dafür alle daneben. Kein Einziger hatte auf dem Schirm, dass der US-Blue-Chip-Index über 18.000 Punkte steigen wird.
Die Prognosen für das Jahr 2015 stehen unter dem Vorbehalt großer Unsicherheiten. Wie geht es weiter in beim Ölpreis oder in Griechenland und in der Ukraine? Dementsprechend wollen sich die meisten Analysten, was ihre Prognosen für 2015 anbelangt, nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Relativ großes Kurspotential sehen sie trotzdem beim Dax: Er soll Ende 2015 angeblich 9,3 Prozent höher stehen als heute. Kaum noch Potential sehen die Profis dagegen beim Dow Jones.
Zu viel Optimismus?
Die Analysten lagen mit ihrer Dax-Prognose für 2014 erstaunlich gut. Im Schnitt erwarteten sie einen Dax-Schluss bei 9.993 Punkten. Also nicht weit entfernt vom tatsächlichen Dax-Ergebnis. Allerdings gab es auch Ausreißer. Zum Beispiel lag die Helaba mit ihrer Prognose von 8.900 Punkten um 1000 Zähler zu tief und die Deutsche Bank mit 11.000 Punkten mehr als 1000 Zähler zu hoch. Eine derart große Spannweite der Prognosen gibt es auch für 2015. Die DZ Bank liegt mit 9.500 Punkten am unteren Ende, während die UBS mit 11.500 Punkten zusammen mit der Postbank und der Deutschen Bank die optimistischsten Schätzungen abgab. Der Durchschnitt der 22 vom „DaxVestor“ untersuchten Prognosen sieht den Dax am Jahresende 2015 bei 10.773 Punkten und damit rund 9,3 Prozent über dem aktuellen Stand. Angesichts der vielen Unsicherheitsfaktoren ist der Optimismus ungewöhnlich: Fast alle Analysten rechnen damit, dass der Dax 2015 fünfstellig schließen wird. Die Gründe für den Optimismus lauten beispielsweise Notenbanken und Euro-Abwertung. Doch erfahrungsgemäß trauen wir einer zu großen Einigkeit nicht blind, denn diese kann durchaus ein kleines Warnsignal sein und am Ende kommt alles anders.
Fazit: Wir halten deutsche Aktien weiter für aussichtsreich. Der sich abschwächende Euro und die Geldpolitik der EZB werden die Dax-Aktien weiter nach oben treiben und der schwelenden Krisenherde trotzen. Sollte es jedoch zu unvorhersehbaren neuen Großkrisen kommen, etwa einen Austritt Großbritanniens aus der EU, so können die Prognosen schnell zur Makulatur werden.
Stefan Böhm ist Chefredakteur des DaxVestor.
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