Von Bernd Niquet
Wir bleiben auch im neuen Jahr für mich ein merkwürdiges Land. 364 Tage im Jahr reden wir über nahezu nichts anderes als den Umweltschutz, doch am 365. Tag brechen wir einen erbarmungslosen Krieg mit Knallkörpern vom Zaun und zerstören bei Mensch, Tier und der Natur alles Gute des restlichen Jahres.
Und wie derzeit die Montagsdemonstranten in Dresden, zu denen man durchaus unterschiedlicher Meinung sein kann, regelrecht an die Wand gestellt werden, macht mir Angst. Diese Leute sagen ja nicht viel und haben nur ein einziges Thesenpapier herausgegeben, in dem allerdings steht, dass man zwar gegen Zuwanderung sei, Flüchtlinge aber jederzeit aufnehmen will.
Doch genau mit dem Flüchtlingsthema greift man sie jetzt an. Das ist wie ein Messerstich, finde ich.
Viele Dinge, die gegenwärtig in den Medien genannt und behandelt werden, sind allerdings tatsächlich so klar, dass es keinen vernünftigen Grund gäbe, sie zu bezweifeln. Trotzdem kommen bei mir gegenwärtig eine Menge Gegenfragen auf:
In Sachsen, so wird allerorten gemeldet, betrüge der Ausländeranteil nur 2,5 Prozent, weswegen es kaum einen Grund gäbe, gerade dort Demonstrationen gegen eine zu hohe Zuwanderung zu veranstalten. Okay.
Gegenfrage: Da wir Deutschen nur 1,5 Prozent der Weltbevölkerung stellen, ist es da rational, extrem starke Umweltauflagen zu machen, um so das Weltklima zu retten? Sollten wir das nicht eher den Ausländern wie den Chinesen überlassen?
In Sachsen hat sich ein Bischof in die Demonstrationen eingemischt und gesagt, Sachsens Integrationsfähigkeit sei keineswegs überfordert. „Und wer anderes sagt, schürt Ängste, für die es keinen realen Grund gibt.“ Okay.
Gegenfrage: Was wäre wohl, wenn jemand etwas sagt, das unbestreitbar einen realen Grund hat, darf er dann Ängste schüren oder wird das in diesem Fall nicht erst recht angegriffen?
Die Bundesregierung sonnt sich derweil in den höchsten Steuereinnahmen der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland und schreibt sich diese gleich zweimal auf der Habenseite gut. Einmal auf dem Einnahmekonto und einmal bei den eigenen Verdiensten. Okay.
Gegenfrage: Wäre es nicht erstaunlich, wenn die Bundesrepublik zum Zeitpunkt des höchsten Bruttosozialprodukts ihrer Geschichte nicht auch die höchsten Steuereinnahmen ihrer Geschichte verzeichnen würde?
Und passend dazu hört man vielfach die These, unser soziales Netz würde sich heute nicht mehr finanzieren lassen. Okay.
Gegenfrage: Wenn sich das soziale Netz bei wesentlich geringeren Staatseinnahmen finanzieren ließ, warum lässt es sich dann gerade bei historischen Rekordeinnahmen nicht mehr finanzieren?
Ich denke, wir haben es heute weder mit einer Lügenpresse noch mit einer Gleichschaltung zu tun. Es gibt nur in den Medien selbst bei den Rechten einen linken Wertekanon, gegen den sich niemand zu verstoßen traut. Und wer es doch tut, wird er mit großer Brutalität eingestampft.
Das verhindert allerdings nicht nur, dass die wichtigsten Fragen beantwortet werden, sondern vor allem, dass sie überhaupt gestellt werden.
Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
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Bernd Niquet, „Die bewusst herbeigeführte Naivität“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2014, 265 Seiten, 14 Euro, ISBN 978-3-95744-306-9.
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