Von Marc Nitzsche
Noch im Dezember 2014 verteidigte Peking vehement die 2010 offiziell aus Umweltschutz-Gründen eingeführten Export-Quoten für Seltene Erden, obwohl diese bereits 2013 von der WTO für unzulässig erklärt wurde. Umso größer war die Überraschung, als die chinesische Regierung zu Wochenbeginn bekannt gab, künftig auf die umstrittenen Ausfuhr-Beschränkungen zu verzichten, um den staatlichen Einfluss auf die Wirtschaft zu verringern. Tatsächlich dürfte das Einlenken des Regimes allerdings andere Gründe gehabt haben.
Künstliche Verknappung als klassisches Eigentor
Denn letztlich entpuppte sich die künstliche Verknappung als klassisches Eigentor. Unmittelbar nach Einführung der Reglementierung zogen die Preise für Seltene Erden wegen der Monopol-Stellung des Reichs der Mitte derart stark an, dass die Hightech-Unternehmen in den etablierten Industrie-Staaten die Rare Elements verstärkt durch andere Rohstoffe substituierten. Der daraus resultierende Nachfrage-Rückgang hatte einen historischen Preis-Verfall bei den Metallen mit den unaussprechlichen Namen zur Folge, der dazu führte, dass der Export-Wert 2014 ein Drittel unter dem des Vorjahres lag, obwohl 10 Prozent mehr Seltene Erden ausgeführt wurden.
Steuern statt Verbot
Da aufgrund des geringeren Bedarfs bis auf weiteres nicht mit einer nennenswerten Erholung der Seltenen Erden-Preise zu rechnen ist, vermuten Experten, dass China in absehbarer Zeit Export-Abgaben einführt. Auf diese Weise ließen sich die Exporte außerdem wesentlich besser steuern. Unter dem Strich dürfte der Markt daher auch in Zukunft ausreichend versorgt bleiben, so dass Rare Earth-Aktien bestenfalls für Zocker eine Überlegung wert sind.
Marc Nitzsche ist Herausgeber des Rohstoff-Trader.
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