Von Bernd Niquet
Meine Güte, wie ärgerlich. Da hatte ich immer schon über den Kauf einer Anleihe in Schweizer Franken nachgedacht, vor allem aus Sicherheitsgründen, es dann aber wegen der Kursdeckelung nicht gemacht. Und jetzt diese Explosion. Immerhin hat wenigstens mein Witwen-und Waisen-Papier Nestlé unter dem Strich auf Euro-Basis 10 Prozent zugelegt.
Andere hat es da weit schlimmer erwischt. Ich denke an die Broker. Zuerst verstehe ich die Brisanz dahinter nicht, doch Jochen Steffens erklärt das in seinem Newsletter bestens: Bei Termingeschäften muss riesiger Nachschuss geleistet werden, weil die Positionen so schnell, wie die Kurse sich bewegten, gar nicht liquidiert werden konnten.
Diesen Nachschuss muss der Broker sofort leisten, wohingegen das Eintreiben dieser Forderungen bei den Kunden Zeit braucht. Dadurch ist der Broker, wenn die Verluste das Kapital übersteigen, gezwungen, Insolvenz anzumelden. Eine harte Geschichte.
Aber was hätte die Schweizer Nationalbank auf Dauer auch machen sollen? Ihre Situation glich derjenigen der Deutschen Bundesbank im System der festen Wechselkurse der sechziger und siebziger Jahre, als teilweise sogar die Devisenbörsen geschlossen wurden, weil die Bundesbank sich nicht mehr in der Lage sah, alle Dollar aufzunehmen, um den Wechselkurs zu halten.
Genauso war es jetzt wohl auch für die Schweizer Notenbank. Sie ist bis oben hin voll mit Euro. Und spiegelbildlich musste daher die Emission an Schweizer Franken explodieren. So etwas ist nicht auf ewig auszuhalten.
Deshalb ist man schließlich von der Festlegung, den Kurs des Schweizer Franken zum Euro fix zu halten, abgegangen. Das ging natürlich nur spontan, mit Vorankündigung wäre es noch schwieriger geworden. So ist es eben, wenn man versucht, die Marktkräfte aufzuhalten.
Ich hoffe nur, dass sich in der Folge nicht doch noch irgendwo eine große Schieflage ergibt. Von Polen beispielsweise weiß man, dass dort 700.000 Bürger Kredite in Schweizer Franken aufgenommen hatten. Und wer weiß, vielleicht ist der griechische Staat ja auf dieselbe Idee gekommen… .
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Bernd Niquet, „Die bewusst herbeigeführte Naivität“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2014, 265 Seiten, 14 Euro, ISBN 978-3-95744-306-9.
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