Von Wolfgang Braun
Wie erwartet hat Mario Draghi auf der EZB-Sitzung am vergangenen Donnerstag eine weitere Lockerung der Geldpolitik angekündigt. Nachdem die Zinsen zuvor schon auf Null gesenkt worden waren, kauft die Notenbank jetzt im großen Stil Anleihen. 60 Milliarden Euro sollen so jeden Monat in den Markt gedrückt werden und das bis mindestens September 2016. Die Gesamtsumme beläuft sich also auf mindestens 1,1 Billionen Euro. Eine Verlängerung des Programms ist möglich, falls die Inflation in eineinhalb Jahren immer noch nicht in die Nähe der angestrebten 2 Prozent steht.
Folgen umstritten
Die Experten streiten, welche Wirkung die angekündigten Maßnahmen haben und ob sie der Wirtschaft überhaupt helfen. Eine endgültige Aussage darüber wird es wahrscheinlich nie geben. Auch in den USA lässt sich schwer feststellen, welchen Anteil am aktuellen Aufschwung die drei QEs hatten. Vielleicht hätten auch die Nullzinsen alleine schon für eine wirtschaftliche Stimulierung gereicht. Reichlich Geld steht schon lange am Markt zur Verfügung: Bislang greifen die Unternehmen aber nicht zu, weil sie kaum Chancen für interessante Investitionen sehen. Daher wird die Notenbank wohl nur Erfolg haben, wenn die Staaten jetzt nicht in Lethargie verfallen, sondern an Strukturreformen festhalten und so ein Umfeld erzeugen, das Vertrauen bei den Bürgern und Konzernen schafft.
Börse profitiert
Während der wirtschaftliche Erfolg der Anleihekäufe umstritten ist, sind die Folgen für die Finanzmärkte eindeutig. Die Renditen für die Staatsanleihen gingen weiter in den Keller. Obwohl die Bewertungen in diesem Sektor absurde Niveaus erreicht haben, ist ein Anleihe-Crash äußerst unwahrscheinlich, solange die EZB eingreift. Mit Zins-Titeln lässt sich also auch in nächster Zukunft kein Blumentopf gewinnen. Das spielt Dividendenpapieren in die Hände. Entsprechend schnellen die Börsen weiter in die Höhe. Zeitweise lag der Dax seit Jahresbeginn prozentual zweistellig im Plus. Ein kleiner Rücksetzer ist denkbar, mittelfristig dürfte es aber weiter aufwärts gehen. Auch in den USA sorgten die QE-Programme stets für steigende Kurse. Für Aktien heißt es daher weiter: Freie Fahrt!
Wolfgang Braun ist Chefredakteur des Börsenbriefs „Aktien-Strategie“. Weitere Informationen zum Börsenbrief finden sie hier.
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