Von Marc Nitzsche
Während die europäischen Finanzbehörden ihre Untersuchungen hinsichtlich möglicher Betrügereien an den Edelmetall-Märkten bereits vor einiger Zeit im Wesentlichen ergebnislos eingestellt haben (lediglich gegen Barclays verhängte die britische FCA wegen ungenügender interne Kontrollen beim Rohstoff-Handel eine Geldstrafe von 26 Millionen britischen Pfund), treiben die US-Aufseher ihre entsprechenden Ermittlungen weiter voran. Aktuell werden mindestens zehn internationale Großbanken verdächtigt, die Kurs-Feststellung bei Gold, Silber, Platin und Palladium in ähnlich unlauterer Weise manipuliert zu haben wie bei den Referenz-Zinssätzen und den Devisen-Kursen. Zudem haben private Unternehmen gut 25 Schadenersatz-Klagen gegen diverse Geld-Häuser wegen vermuteter unlauterer Methoden beim Gold-Preis-Fixing eingeleitet.
Fernmündliche Preisabsprachen getroffen
Stein des Anstoßes ist das jahrzehntelang praktizierte Verfahren, die Kurse im Rahmen kaum transparenter Telefon-Konferenzen festgelegt zu haben. Mittlerweile wurde dieses Prozedere zwar reformiert. Dennoch könnte das Ganze für die betreffenden Institute für den Fall, dass sich ein Fehlverhalten nachweisen lässt und nicht verjährt ist, ein teurer Spaß werden.
Dass die unbelehrbaren Edelmetall-Bullen das Einschreiten der US-Justiz als untrügliches Zeichen für eine Verschwörung werten, die Preise für Gold & Co künstlich niedrig zu halten, verwundert nicht. Dennoch vermag die Argumentation, dass die Kurse der Edelmetalle wegen der Papiergeld-Schwemme deutlich höher stehen müssten, nicht zu überzeugen. Denn zumindest bei Gold und Silber herrscht derzeit ein Überangebot, das die aktuellen Notierungen rechtfertigt.
Marc Nitzsche ist Herausgeber des Rohstoff-Trader.
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