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So etwas hat es noch nie gegeben

Freitag, 6. März 2015 um 23:03

Von Bernd Niquet

In der abgelaufenen Woche habe ich geschaut, ob es sich nicht lohnen würde, als Privatanleger mit der EZB mitzuziehen. Denn man soll ja immer mit, nie aber gegen die Zentralbank spekulieren, und anlässlich von deren Billionen-Euro-Ankaufprogramm für Staatsanleihen müssten dort doch nahezu garantierte Kursgewinne drin sein.

Doch was ich dabei gesehen habe, war der reinste Horror. So etwas hat es in der Geschichte noch nie gegeben!

Ich hatte mich schon über meine eigene Portugal-Anleihe gewundert, doch was ich jetzt bei Italien sehe, verschlägt mir den Atem. Vielleicht bin ich auch ein bisschen naiv, doch wie kann ein Mensch mit normalen Erfahrungen auch so etwas erahnen?

Mitten in der Eurokrise hatte ich im Jahr 2011 die langlaufende Euro-Anleihe von Portugal zum Kurs von 50 für 100 gekauft, weil ich mir sicher war, dass man das Land nicht untergehen lässt. Als das Papier jetzt knapp unter 100 stand, also nahezu den Nennwert erreicht hatte, habe ich es verkauft. Diese Woche schaue ich zufällig wieder und sehe: Jetzt steht es bei 127 für 100. Wahnsinn.

Ich wende mich daher Italien zu, denn hier ist bestimmt noch Luft nach oben, denke ich. Und wenn man von Zinssenkungen und steigenden Kursen profitieren möchte, muss man auf die langlaufenden Papiere schauen, weil hier der Hebel am größten ist.

Was ich da jedoch sehe, glaube ich kaum: Da gibt es Italien-Anleihen in Euro, die bis zum Jahr 2023 laufen, doch sie weisen eine Rendite von nur noch 1 Prozent p.a. auf. Und ihr Kurs steht bei 160 für 100. Sie besitzen allerdings auch eine gute Nominalverzinsung von 9 Prozent p.a..

Das heißt also: Wenn Sie heute von Italien jährlich 9 Prozent Zinsen bekommen wollen, müssen Sie 160 Euro auf den Tisch legen, um dann im Jahr 2023 nur noch 100 Euro zurückzubekommen. Würden Sie das tun? Ich weiß, dass ich es niemals machen würde. Doch viele scheinen anders zu denken. Oder hat der Verstand mittlerweile ganz ausgesetzt?

Ich muss jedenfalls sofort an Optionsscheine denken, die sehr weit aus dem Geld sind. Und ich verstehe nicht, dass anscheinend keinerlei Beißhemmung existiert, die verhindert, hier zuzupacken. Eine Italien-Anleihe für 160, da lachen ja die Hühner!

Wie kommt es nun aber zu dieser Situation? Wenn die Zinsen sinken, müssen die Kurse der Anleihen steigen, um die Differenz auszugleichen, die der Nominalzins über der Marktrendite liegt. Bei 9 Prozent Marktrendite läge die Italien-Anleihe bei 100, bei 1 Prozent Marktrendite hingegen bei 160.

So etwas gab es schon einmal, nämlich in Japan. Da sind auch die ganzen hochverzinslichen Langläufer weit über Pari hinausgeschossen. Doch dass ein Pleiteland wie Italien solche Anleihepreise ausweist, ist ohne historisches Beispiel. Völlig verrückt und ebenfalls ohne historischen Vergleich sind natürlich auch die negativen Renditen auf manche Bundesanleihen, bei denen man also Geld mitbringen muss, um sie zu halten.

Ich habe mich viel mit Geldpolitik und Portfoliomodellen beschäftigt und kann dazu nur sagen: Wenn die Zentralbank Anleihen kauft, um die Zinsen zu senken, ist das eine sehr wirksame und effektive Maßnahme. Doch wenn die Zinsen bereits bei Null sind – oder nahe daran – dann ist so ein Kaufprogramm in etwa das Gleiche, als würde ein Arzt einem Menschen, der das Fieber bereits besiegt hat, weiterhin Fiebermittel spritzen, nur um sein Blut zu verdünnen.

Dabei kann nicht viel gewonnen, aber sehr viel verloren werden. Für alle Beteiligte und Unbeteiligte. Ich bleibe daher an der Seitenlinie. Steuerzahler muss ich ja bleiben, Anleihekäufer hingegen nicht.

Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.

****************** ACHTUNG! Neues Buch: **********************

Bernd Niquet, „Die bewusst herbeigeführte Naivität“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2014, 265 Seiten, 14 Euro, ISBN 978-3-95744-306-9.

Am besten portofrei direkt beim Verlag bestellen: www.engelsdorfer-verlag.de/db/autorwerke.php

Der obige Text spiegelt die Meinung der jeweiligen Autoren wider. Instock übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche rechtliche oder sonstige Ansprüche aus.

 

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