Von Marc Nitzsche
In unserem Öl-Spezial hatten wir bereits darauf hingewiesen, dass selbst Saudi-Arabien trotz der im weltweiten Vergleich sehr günstigen Förderkosten für einen ausgeglichenen Staatshaushalt einen Ölpreis um 80 US-Dollar je Barrel benötigt. Seine Dumping-Strategie – egal mit welchem Ziel – konnte sich der mächtigste OPEC-Staat und die verbündeten Arabischen Emirate nur dank seiner gewaltigen Währungsreserven leisten. Nunmehr dauert der Preiskampf bereits mehr als ein halbes Jahr, ohne dass der US-Ausstoß zurückgegangen ist. Und mittlerweile scheint auch den Arabern klar geworden zu sein, dass sie sich mit dem Preiskampf letztlich nur selbst schaden. Insofern könnten die Zeiten des ganz billigen Öls erst einmal der Vergangenheit angehören.
Preis-Abschlag für Arab Light reduziert
Zumindest hat Saudi-Arabien seine Preisabschläge für Arab Light für Abnehmer in Europa um 0,20 Dollar reduziert, wohingegen die USA 1 Dollar und Asiaten sogar 1,40 Dollar mehr pro Fass als bislang bezahlen müssen. Vor allem der deutliche Nachlass im asiatischen Raum überrascht und impliziert eine höhere Nachfrage, auf die aber der Öl-Minister Saudi-Arabiens al Naimi bereits in der vergangenen Woche hinwies, woraufhin die Ölpreise signifikant anzogen.
Keine Öl-Rallye
Aber selbst wenn die Dumping-Strategie ihr Ende gefunden hat, werden die Kurse des schwarzen Goldes nicht explodieren. Sollte der Ölpreis auf mehr als 80 Dollar steigen, würden viele US-Bohrlöcher wieder in Betrieb genommen werden, da sie dann rentabel arbeiten könnten. Dadurch würde der Rohöl-Ausstoß der Vereinigten Staaten weiter steigen. Aber immerhin dürfte ein Ende des Preiskampfes einen abermaligen Einbruch der Öl-Notierungen verhindern.
Marc Nitzsche ist Herausgeber des Rohstoff-Trader.
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