Von Bernd Niquet
Mein Ärger ist immer noch riesig und kommt eigentlich jetzt erst richtig hervor – diese Riesen-Hausse mit Ansage und kostenlosem Draghi-Put komplett verschlafen zu haben.
Eigentlich kann ich mich ja mit einer Aktienquote von 60 Prozent (und einer ausgestoppten Absicherung seit 9.500 Punkten im Dax) nicht beschweren.
Doch was sind die 20 Prozent Plus im Dax verglichen mit dem beinahe Doppelten, das man gleichzeitig im Bondmarkt mit den langlaufenden Staatsanleihen machen konnte?
Vor allem, wo diese Hausse mit Ansage und einem Garantieversprechen seitens der EZB läuft.
Es heißt normalerweise, an der Börse wird nicht geklingelt. Hier wurde aber doch geklingelt. Und nicht nur das: Die EZB hat zeitgleich eine Garantie ausgesprochen. Doch ich habe das alles verpennt und nichts davon gehört, jedenfalls nicht wirklich. In meinem Kopf ist nichts angekommen.
Wenn ich mir alle Staatsanleihen der EU-Länder in Euro durchschaue – mit der Ausnahme von Griechenland und Zypern –, finde ich nur zwei, die in der Rendite noch eine 2 vor dem Komma tragen. Das sind die beiden langlaufenden Portugal-Anleihen.
Alle anderen liegen tiefer in der Rendite, auch Italien, Spanien und Irland. Unsere Bundeanleihen weisen dagegen sogar im 30-Jahres-Bereich vor dem Komma bereits eine Null hinsichtlich der Rendite auf.
Doch ist das bereits das Ende? Die EZB hat doch gerade angefangen!
Ich habe einmal für die 30-jährige Portugalanleihe gerechnet. Sie steht derzeit bei 141 Prozent des Nennwertes, was eine aktuelle Rendite von 2,2 Prozent p.a. bringt. Würde die Rendite im Zuge weiterer EZB-Käufe nun auf 1 Prozent gedrückt werden, stiege der Kurs auf 180 Prozent des Nennwertes.
Ich denke, das ist eine Ãœberlegung wert.
Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
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Bernd Niquet, „Die bewusst herbeigeführte Naivität“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2014, 265 Seiten, 14 Euro, ISBN 978-3-95744-306-9.
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