Von Stefan Böhm
Fakt ist, dass sich US-Notenbankchefin Janet Yellen scheinbar ohne klare Linie durchlaviert und sich alle Optionen offen lässt. Ganz so sicher scheint sich die US-Notenbank also auch nicht über den Zustand der US-Wirtschaft zu sein. Dafür gibt es zwei Gründe:
1. Der rapide gesunkene Ölpreis könnte die US-Fracking-Industrie zum Einsturz bringen. Die Öllager sind voll, viele Fracker arbeiten auf dem aktuellen Ölpreisniveau am Rande der Profitabilität oder schon darunter. Viele Arbeitsplätze sind in den vergangenen Jahren aber gerade in der US-Energiebranche entstanden. Wenn es in diesem Sektor einen großen Einbruch gibt, wird dies nicht ohne Folgen am Arbeitsmarkt bleiben.
2. Der Boom am Automarkt und auch die gute Entwicklung am US-Häusermarkt sind eine direkte Folge der Politik des billigen Geldes. Wird hier der Hahn für billige Kredite auch nur ein bisschen zugedreht, so wird dies auch in diesen beiden Märkten Spuren hinterlassen.
Natürlich kennt Janet Yellen die Zusammenhänge und wird dementsprechend auch nicht davor zurückschrecken, im Zweifel die Zinsen doch lieber später als zu früh anzuheben. Für die Aktienmärkte heißt dies, dass die „Alternativlosigkeit“ der Aktie nicht nur erhalten bleibt, sondern an Bedeutung noch gewinnen wird. Negative Renditen am Rentenmarkt sind noch die Ausnahme, doch sie könnten zur Regel werden. Wer zukünftig sein Geld vermehren will, kommt an Aktien daher nicht mehr vorbei.
Die zahlreichen bevorstehenden US-Konjunkturdaten in dieser Woche könnten richtungsweisend sein. Es gibt Daten vom Häusermarkt (Case-Shiller, Pending Home Sales), das Verbrauchervertrauen, den Chicago-Einkaufsmanagerindex, den ISM-Index und vor allem viele Daten vom US-Arbeitsmarkt. Den Anfang macht am Mittwoch der ADP-Arbeitsmarktbericht, der von einem Beschäftigungszuwachs von 230.000 Stellen im März ausgeht. Am Karfreitag folgen dann die offiziellen US-Arbeitsmarktstatistiken. Sollten die Daten schwächer als erwartet ausfallen, steht der Termin für die wahrscheinliche Zinswende zur Disposition. Statt im Juni könnte die erste Zinserhöhung dann womöglich erst im September erfolgen.
Stefan Böhm ist Chefredakteur des DaxVestor.
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