Von Marc Nitzsche
Von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt haben sich sowohl die kanadischen als auch die europäischen Raps-Preise in den vergangenen knapp sieben Monaten erholt und wiesen damit eine klare Out-Performance vor allem zu Sojabohnen auf. Diese Entwicklung ist Grund genug, die Ursachen für die Rallye näher zu beleuchten und sich die Frage zu stellen, ob die Notierungen auf dem erreichten Niveau weiteres Aufwärtspotential haben.
Rückläufiges Angebot
Auftrieb erhielten die Kurse insbesondere durch die Aussicht auf ein niedrigeres Angebot. So prognostiziert der europäische Agrar-Dienst Coceral für die EU einen Ernte-Rückgang um 3,5 auf 21,6 Millionen Tonnen. Verantwortlich dafür ist neben den aktuellen Wetter-Bedingungen, die dem schädlichen Raps-Glanzkäfer zu Gute kommen, vor allem eine geringere Anbaufläche. In Kanada soll diese zwar um etwa 3 Prozent auf 8,3 Millionen Hektar ausgedehnt werden. Unter Zugrundelegung der Erträge in der noch laufenden Saison dürfte der Ausstoß dadurch um 500.000 auf 16 Millionen Tonnen steigen. Da die Saison 2015/16 aber mit kleineren Anfangsbeständen startet, soll das Gesamtangebot Kanadas verglichen mit den vorherigen Jahren etwas geringer ausfallen.
China im Raps-Fieber
Demgegenüber dürfte vor allem die Nachfrage aus China weiter kräftig steigen. Mit 3,9 Millionen Tonnen importierte das Reich der Mitte in neun Monaten des Wirtschaftsjahrs 2014/15 55 Prozent mehr Raps als im entsprechenden Zeitraum der Vorsaison, da die eigene Ernte schwach ausfiel. Im Gesamtjahr dürften die Einfuhren um 64 Prozent auf rund 5 Millionen Tonnen anschwellen. Insofern könnte sich Raps durchaus weiter verteuern.
Marc Nitzsche ist Herausgeber des Rohstoff-Trader.
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